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Je früher, desto besser?
Von: Rita Angelone
In Sachen Schule hat es uns nie pressiert. Schon als der Grosse hätte in den Kindergarten eintreten müssen, waren wir happy, dass er 15 Tage «zu spät» Geburtstag hatte und deshalb erst ein Jahr später eingeschult wurde. Viele bedauerten uns, dass wir dieses unglaublich wichtige Etappenziel vertagen mussten. Kopfschüttelnd wurde uns erklärt, dass wir den Zeitpunkt für die Einschulung hätten vorwegnehmen können, wenn wir rechtzeitig an der richtigen Stelle interveniert hätten. Was niemand verstand: Für uns war das gut so. Es bedeutete ein weiteres Jahr selbstbestimmtes Familienleben, ein weiteres Jahr Kindheit für den Grossen.
Nach den Sommerferien kommt unser Grosser nun in die 5. Klasse, und schon wird über das nächste unglaublich wichtige Etappenziel diskutiert. Er wird noch zwei Jahre in der Mittelstufe sein, aber bereits ist das Thema Oberstufe, sprich Gymi, lanciert! Schliesslich müsse man die Kinder heutzutage bereits in der vierten Klasse für die schier unbezahlbaren Gymi-Vorbereitungskurse voranmelden, denn sonst fänden sie keinen Platz mehr. Ob man da noch etwas tun könne, wenn man dies verpasst habe? Was, wenn andere Kinder mit ihrem gekauften Eintritt ins Gymi dem eigenen Kind, das keine Chance hatte, sich genauso gut darauf vorzubereiten, den Platz im Gymi wegnehmen würden?
Bei mir gabs damals weder Frühkindergarten noch Gymi-Vorbereitungskurse. Die einzige «Förderung», die ich damals bekam, waren – nebst meinem eigenen Hirni – zusätzliche Ufzgi, die mir mein Lehrer nur kurz vor den Aufnahmeprüfungen an die Kanti gab. Es war auch so früh genug, und gereicht hat es allemal. Immer früher und immer mehr machts nicht besser. Das Leben unserer Kinder nimmt seinen Lauf; Gott hat seine eigenen Pläne, egal, wie früh wir intervenieren und pushen.
Rita Angelone (49) hat zwei Kinder (11 und 9). www.dieangelones.ch
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