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Album

Loslassen in Raten

Von: Rita Angelone

06. September 2022

Die Angelones

Ferien mit Teenagern sind gut, um sich im ratenweisen Loslassen der Kids – und des Geldes – zu üben. Es startet damit, dass Familienferien auf einen Chlapf doppelt so teuer sind. Man ist nicht mehr als «finanziell zu entlastende Familie» unterwegs ist, sondern gilt tarifmässig als zahlungskräftige Reisegruppe mit vier Erwachsenen. Für mich werden Kinder eh allzu schnell gross, aber wenn Hotels, Transportmittel und Aktivitäten ab 12 Jahren Kindertarife streichen und den Nachwuchs finanztechnisch schon als erwachsen betrachten, tut das nebst dem Herz auch dem Portemonnaie weh.

Auch sonst führen Ferien mit Teenies vor Augen, dass der Nachwuchs in Kürze ohnehin erwachsen sein wird. Die Kids beziehen, ohne mit einer Wimper zu zucken ihr eigenes Zimmer und suchen nicht mehr nach der Verbindungstür zum elterlichen Schlafzimmer, sondern wollen so weit weg wie nur möglich von diesem entfernt einquartiert sein. Ohne elterliches Aktivitätenprogramm würden die Kids die ganzen Ferien im Hotelzimmer verbringen und sich nicht einmal fragen, ob die Eltern noch da oder allenfalls schon abgereist sind. Schliesslich sind sie – Handy sei Dank – längst in der Lage, sich in einer noch so grossen fremden Stadt selbständig zu bewegen und sich nötigenfalls mit Snacks und Drinks einzudecken. Mehr brauchen sie nicht zu ihrem Ferienglück. Was sich wiederum positiv aufs Familienbudget auswirken könnte, wäre da nicht die Sache mit den pubertären Heisshungeranfällen. Dann sind Kids immer bereit, ihre Höhle zu verlassen, um – schliesslich sind sie Männer von Welt – im selbst ausgesuchten angesagten Steakhouse essen zu gehen. Jetzt gerne mit Eltern, die dann eine Rechnung für eine Reisegruppe mit gefühlt acht Personen bezahlen dürfen.

Familienferien mit Teenies sind ein Loslassen in – finanziellen – Raten: Man sieht die Kids immer weniger, zahlt dafür aber immer mehr.

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