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Album

Metamorphosen

Von: Rita Angelone

29. Oktober 2019

Die Angelones.

Unsere Jungs werden im Eiltempo grösser. Während unserer Ferien im Sommer hat mich der Ältere innerhalb von nur drei Wochen in einem einzigartigen Wachstumsschub grössenmässig überholt. Der Jüngere wird es ihm bald gleichtun. Ihre Metamorphose verläuft so augenscheinlich und schnell, dass ich täglich aufs Neue überrascht werde. Wenn ich sie aus dem Augenwinkel mustere, fühle ich mich wie Adriano Celentano.

Dieser betrachtete seine heranwachsende Tochter sozusagen durch einen Türspalt und besang seine Beobachtungen und seine damit verbundenen Gefühle im erfolgreichen Lied «Intanto il tempo se ne va»: «Komisch, aber das bist wirklich du. 14-jährig oder etwas mehr. Deine Barbie hast du schon eine Weile nicht mehr. Netzstrümpfe haben deine Strumpfhosen ersetzt. Du trägst einen kürzeren Jupe, gewisse Gesten von dir sind maliziös. Dein Gang gleicht dem einer Frau. Dass man zur Frau wird, ist ja normal. Aber bei einer Tochter ist es etwas Besonderes. Vielleicht hast du einen Freund. Vielleicht hast du auch schon seinetwegen geweint. In deinem Alter wächst man schnell. Das habe ich vorher nicht gemerkt. Und bald wirst du abends weggehen. An diesen Abenden werde ich nicht schlafen.»

Das war 1980. Damals war ich 12 Jahre alt, und mein Vater verfolgte meine Metamorphose genau so wie Celentano diejenige seiner Tochter. Wenn wir an italienischen Festen gemeinsam zu diesem Lied tanzten, sang er gerne den Text mit und schaute mich dabei auf seine so eigene besorgt-belustigte Art an. Heute bin ich die stille Beobachterin meiner eigenen Kinder. Und erst heute verstehe ich nicht nur jede einzelne Zeile dieses schönen Lieds wirklich richtig, sondern vor allem die damalige Gefühlswelt meines Vaters.

Blog: www.dieangelones.ch

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