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Album

Mutterliebe und Männer-WG

Von: Rita Angelone

22. November 2022

Die Angelones

Seit ich Kinder habe, war ich noch nie länger als eine Nacht ohne meine Familie ausser Haus. Ausser bei der Geburt des Kleinen, da war ich gezwungenermassen etwas länger weg vom Familienoberhaupt und vom Grossen – doch da war ich ja mit dem Kleinen zusammen. Ansonsten kann ich meine Abwesenheiten, die stets geschäftlicher Natur waren, an einer Hand abzählen.

Auch wenn ich bei jeder dieser Absenzen von zu Hause durchaus die Chance erkannte, etwas Abstand vom anstrengenden Familienalltag gewinnen und durchatmen zu können, so fiel mir das Zurücklassen meiner Familie trotzdem immer schwer. Einerseits hatte ich stets ein schlechtes Gewissen, das Familienoberhaupt «gänzlich auf sich alleine gestellt» mit den Buben zurückzulassen, und andererseits hatte ich auch – trotz besseren Wissens – Bedenken, dass ohne mich alles aus den Fugen geraten könnte. Ganz zu schweigen, dass ich jedes Mal ein schreckliches Heimweh nach den dreien entwickelte und der Gedanke, dass es ihnen genauso ergehen könnte, mich zusätzlich traurig stimmte.

Während ich nun diese Zeilen schreibe, stehe ich kurz vor meiner ersten mehrtägigen geschäftlichen Reise, die mich sogar ins Ausland führt. Ich habe im Vorfeld lange gewerweisst, ob ich die Chance annehmen soll. In einem Anflug von Mut sagte ich schliesslich zu und begann sogleich mit den verschiedensten Vorbereitungen in Form von Briefings und Meal Preps, um meiner Familie die lange mütterliche Entbehrung möglichst strukturiert und angenehm zu gestalten.

«Mamma, wann gehst du weg? Erst nächste Woche? Wieso machst du jetzt schon so ein Theater?», so die Jungs mit einem komplizenhaften Blick zum Familienoberhaupt. Auf sich alleine gestellt zurückgelassen? Gänzlich ohne mütterliche Liebe und Fürsorge? Sehnsüchtig wartend, bis Mamma endlich wieder nach Hause kommt? Tempi passati, sage ich Ihnen. Das Familienoberhaupt und die Jungs warten nur so drauf, dass ich verreise, um ihre Männer-WG in vollen Zügen zu geniessen.

Rita Angelone hat zwei Kinder und schreibt jede Woche über den ganz normalen Wahnsinn ihres Familienalltags.

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