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Wenns zu rund läuft
Von: Rita Angelone
Allzu oft vergessen wir im Alltagstrott, wie gut wir es haben. Wir spulen unser Programm ab, drehen im Hamsterrad unsere Runden und nehmen – gefangen in dieser bequemen Routine, in der alles rund läuft und funktioniert – alles um uns herum für selbstverständlich und garantiert an. Bis etwas nicht mehr so tut, wie wir es uns unterdessen längst gewohnt sind.
Wie zum Beispiel eine Schulheizung, die nach einem kalten Winterwochenende am Montagmorgen nicht funktioniert. Der Klassenalarm frühmorgens schreckt uns für die Dauer eines Wimpernschlages auf, lässt uns für einen Moment im Hamsterrad innehalten und überlegen, wie wir diese «Krisensituation» bewältigen könnten: Eiseskälte? (Er-)frieren? (Tod-)krank werden? Jesses, was tun wir jetzt?
Doch schon wenige Sekunden später zücken wir unsere Luxus-B-Pläne hervor, ziehen unseren Kindern hochwertige Funktionsunterwäsche an, statten sie zusätzlich mit Daunenjacken, Thermostiefel, Mützen und Handschuhe aus und geben ihnen sogar einen heissen Biotee in einer Thermosflasche mit auf den Weg. Aus der nie wirklich bedrohlichen «Krisensituation» ist längst nur noch eine lästige, Zeit fressende Zusatzschlaufe im Alltagstrott geworden. Nichts mehr.
Nicht einmal mehr, wenn etwas nicht funktioniert, sind wir wirklich in der Lage, zu erkennen, wie gut wir es haben, dass andere Kinder noch so froh um winterfeste Kleidung und wärmenden Tee wären. Von Schule, geschweige denn auch geheizter, schon gar nicht die Rede. Noch viel zu gut und bequem können wir mit kleineren und sogar grösseren Krisen umgehen. Seien wir froh darum, geniessen wir es auch, aber so oft wie möglich in Dankbarkeit und Demut.
Rita Angelone (47) hat zwei Kinder (9 und 7) und schreibt jede Woche über den ganz normalen Wahnsinn ihres Familienalltags.
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Leserkommentare
Nicole Bertsch - Sehr schön geschrieben, Rita! Ja, eine klitzekleine "Krise" hilft uns manchmal, wieder dankbarer zu werden!
Rita Angelone - Liebe Nicole, danke für deinen Kommentar. Ich habe immer sehr grosse Freude daran, wenn du dich meldest! Herzgruss und eine schöne Adventszeit dir und deiner Familie!
Marion Jaksch - Mir wird das vor allem dann bewusst, wenn jemand (oder ich) über das Wetter jammert.
Zu kalt, zu heiß, zu regnerisch, zu trocken, zu viel Schnee, zu wenig Schnee. Ganz ehrlich, und geht es einfach so gut, und wir wohnen in so einem tollen Land, dass kaum
mehr anzeigen ... einem diese Wettersperenzchen wirklich an die Existenz gehen. Wir haben genug Wasser, dass wir immer wissen, was wir unseren Kindern zum Trinken geben sollen. Außerdem lässt es draußen ganz viel Nahrung wachsen. Wir haben dennoch nicht so viel Wasser, dass wir Angst haben müssen, eine Flutwelle reiße unser Haus mit, oder lasse uns ertrinken. Wir haben Wind, aber nie so viel Wind, dass er unser Haus mitreißen könnte.. Wir haben Sonne, die uns wärmt, aber müssen keine Angst haben, dass sie unser Essen versengt und unser Wasser austrocknen lässt....
Rita Angelone - Liebe Marion, genau so ist es. Auf der anderen Seite haben wir auch nichts dafür, dass wir das alles einfach haben. Wir sollten es einfach geniessen und hie und da einmal weniger mötzlen... das wäre schon viel
Danke auch dir für deinen Kommentar und
mehr anzeigen ... auch dir und deiner Familie eine wunderschöne Adventszeit!