Getrunken
Drinnen irisch, draussen 08/15
Von: Isabella Seemann
Getrunken in der James Joyce Bar
Das James Joyce bemächtigt sich seines ehrenwerten Namens durchaus berechtigt: Vor rund 40 Jahren ersteigerte die damalige Schweizerische Bankgesellschaft die dem Abbruch geweihte Jury’s Antique Bar in Dublin und liess das Interieur an der Pelikanstrasse Stück um Stück wieder aufbauen. Im Roman «Ulysses» ist die Bar erwähnt, und es ist wahrscheinlich, dass sich Joyce darin auch mal betrunken hat. Davon ist auf der Terrasse bei 30 Grad nicht ein Hauch wahrzunehmen. Da hilft auch kein Nachschütten mit Guinness. Irische Pub-Heiterkeit kommt auf dem lieblos eingerichteten und eingequetscht wirkenden Holzdeck keine auf. Ein Stilbruch ist auch die Allerweltsloungemusik. Originell sind einzig die Kellner, die mit Fliegen und karierten Hosen einen tadellosen Service bieten. Vielleicht ist es die falsche Jahreszeit, rätseln wir über die fehlende Stimmung, und beschliessen, mal an einem regnerischen Herbsttag ins James Joyce zu kommen, das schliesslich einen der schönsten Trinkräume der Stadt hat.
Getrunken: 1 grosses Guinness, 1 kleines Guinness, 1 Caipirinha, 1 Tonic
Geräuschpegel: Ruhig, unaufdringlich
Publikum: Expats, Bahnhofstrassenarbeiter, Shopper
Bedienung: So freundlich wie professionell
Rechnung: 38.60 Franken
James Joyce Bar
Pelikanstrasse 8
8001 Zürich
Tel.: 044 221 18 28
www.jamesjoyce.ch
Artikel bewerten
Leserkommentare
Keine Kommentare