Gut zu wissen

Das «Golden Gay Spa» war das erste behördlich bewilligte Männerbordell der Schweiz. Bild: Keystone
Das Bordell, dem die Kunden fehlten
Von: Jan Strobel
Das erste Gay-Bordell der Schweiz sorgte 2010 für Schlagzeilen.
In der langen Zürcher Schwulengeschichte war es ein überaus kurzes, aber umso aufsehenerregenderes Episödchen: Als im Januar 2010 an der Grubenstrasse 18 in der Binz das schweizweit erste Gay-Bordell seine Tore öffnete, machten die Medien daraus natürlich gleich eine mittlere Sensation. Dieses Etablissement für Männer, die NZZ nannte es einen «Erotiktempel», war das heisse, kuriose «Talking Piece» im Winter. Schon im Vorfeld der Eröffnung hatte es im Quartier Wiedikon für Unmut gesorgt. Der Quartierverein befürchtete wegen des zu erwartenden regen Treibens Lärm und Mehrverkehr.
Im «Golden Gay Spa & Wellness», untergebracht in einem unscheinbaren Industriegebäude, boten männliche Prostituierte auf selbstständiger Basis im obersten Stock ihre Liebesdienste für Männer an. Daneben sorgten Whirlpools und Saunas für gepflegte Entspannung. Schmuddelsex mit Boys im Darkroom - das sollte der Vergangenheit angehören. Doch bereits nach fünf Monaten war der Zauber vorbei. Der Erotiktempel machte im Mai 2010 dicht, die Kundschaft war ausgeblieben. Die bevorzugte weiterhin Lokalitäten, die zwar schmuddlig sind, aber dafür mehr und vor allem lockereren Sex bieten. Zudem machten schon damals längst Online-Plattformen dem Geschäft Konkurrenz.
Das «Golden Gay Spa» war streng genommen auch nicht das erste Männerbordell. Bereits 1911 hatte ein solches Etablissement am Limmatquai existiert, bis es von der Zürcher Polizei gestürmt wurde. Die Razzia löste eine Repressionswelle gegen Homosexuelle aus, die sich nun einer erniedrigenden Registrierung unterziehen mussten.
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