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Gut zu wissen

Die Villa Seeburg in Riesbach war ihren Besitzern lästig. Bild: PD

Das Drama um die Villa Seeburg

Von: Jan Strobel

24. März 2010

Der Fall der Villa Seeburg ist ein Trauma für den Zürcher Denkmalschutz.

Es gibt Verluste, von denen erholt man sich nie. In dieser Geschichte hat das Trauma einen wohlklingenden Namen: Villa Seeburg. Ihr Fall zeigt, wie machtlos die Denkmalpflege in den 60er- und 70er-Jahren tatsächlich war.

Verstärkt wurde das Drama an der Zollikerstrasse 60 durch das radikale Vorgehen der Besitzer. Während der Sommerferien 1970 liessen sie die Villa kurzerhand mit einer Sichtschutzwand umzäunen und anschliessend abbrechen, noch bevor die Angelegenheit öffentlich werden und die Stadt die Seeburg unter Schutz stellen konnte. Die Behörden wussten nichts vom Vorhaben der Besitzer. Abbrüche mussten damals nicht gemeldet oder bewilligt werden. Eigentlich hätten die Stadt und die Denkmalpflege längst handeln können. Denn das Ende hatte sich schon in den 50er-Jahren abgezeichnet. Bereits damals wollten die Nachkommen des einstigen Hausherrn Heinrich Bodmer-Stockar das gesamte Grundstück überbauen. 1964 erhielten sie schliesslich die Bewilligung für ein Verwaltungsgebäude auf dem nördlichen Teil des Parks. Dass die Villa irgendwann an der Reihe sein würde, erstaunte also nicht.

Kulturgeschichtlich steht die 1843 bis 1847 erbaute Seeburg für die zunehmende Offenheit der Zürcher Oberschicht für kosmopolitische Eleganz. Heute ist nur noch ein kleiner Teil des Parks vorhanden. Am Ort der einstigen Villa gähnt ein leerer Kiesplatz. Die Denkmalpflege zog aus dem Fall Seeburg Konsequenzen und baute ihre Rechtsmittel massiv aus. 1988 verkaufte die Erbengemeinschaft Bodmer die Liegenschaft schliesslich der Stadt. Seither sind Kiesplatz und Restpark mit einem Bauverbot belegt.

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