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Gut zu wissen

War rund 50 Jahre ein fester Bestandteil jedes Zürcher Haushalts: Ochsner-Kübel. PD

Der gepflegte Abfalleimer

Von: Sacha Beuth

26. November 2019

In der Serie «Nostalgische Fundstücke» stellt das «Tagblatt» Objekte, Unternehmen oder Berufe vor, die früher eine markante Rolle im Leben der Stadt und ihrer Bürger spielten, nun aber zum Leidwesen vieler verschwunden sind. Heute erinnert sich «Tagblatt»-Leserin Ursula Schweizer (82) aus dem Kreis 11 an den Ochsner-Kübel.

«In meiner Kindheit in den 40er- und 50er-Jahren in Wipkingen gab es noch keine Abfallcontainer für eine Siedlung, sondern jede Familie bzw. Wohneinheit hatte ihren eigenen Ochsner-Kübel. Dieser wurde in der Regel in der Küche aufbewahrt und an den Entsorgungstagen frühmorgens an den Strassenrand gestellt – was bei uns die Kinder zu erledigen hatten, wenn der Kübel nicht allzu schwer war. Noch heute erinnere ich mich an den Lärm, wenn jeweils am Montag und Donnerstag draussen die Leerung im Gange war. Nach jeder Leerung wurde der Kübel wieder mit Zeitung ausgelegt. Ansonsten konnte es sein, dass er wegen des mitunter feuchten Inhalts zu rosten anfing. Überhaupt wurden die meisten Ochsner-Kübel sehr gepflegt und ausgewaschen und geputzt, wenn sie einmal stark verschmutzt waren. Zwar kommen noch heute nostalgische Gefühle auf, wenn ich an den Ochsner-Kübel denke. Doch direkt vermissen tue ich ihn nicht. Mit der heutigen Abfallflut wäre der gute alte Metall­behälter viel zu schnell voll.»

Das 1902 mittels normierter Mülleimer entwickelte Entsorgungssystem der Zürcher Firma J.  Ochsner AG war Mitte des 20.  Jahrhunderts in der Schweiz weit verbreitet. Die feuerverzinkten Eimer waren so konstruiert, dass sie sich einfach an einen Haken des Kehrichtwagens hängen und leeren liessen. Es war sogar möglich, in einem Arbeitsgang mehrere Eimer zu leeren. In der Stadt Zürich wurde das System Ochsner 1926/27 obligatorisch eingeführt und 1930 der Ochsner-Kübel patentiert (Patent Ochsner; auch Namensgeber einer Berner Band). Bis 1979 war das System in Zürich in Betrieb, dann wurden die Kübel durch den Abfallsack aus Plastik abgelöst und verschwanden aus dem Stadtbild.

Das «Tagblatt» bedankt sich bei Ursula Schweizer für ihren Beitrag mit einem original «Tagblatt»-Kugelschreiber von Caran d’Ache und hofft auf weitere Vorschläge für diese Serie (bitte E-Mail senden an: gewinn@tagblattzuerich.ch, Stichwort: Nostalgie).

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