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Gut zu wissen

Die Pläne für eine Zürcher U-Bahn verschwanden in den Schubladen der Stadtplaner. Bild: PD

Der Traum von der Zürcher U-Bahn

Von: Jan Strobel

06. Mai 2013

Am 20. Mai 1973 setzte das Stimmvolk der

alten Vision ein Ende. Entschieden hatte der Zeitgeist.

Auch 40 Jahre, nachdem die Zürcher von der eigenen U-Bahn an der Urne Abschied genommen haben, gibt es kaum ein städtebauliches Projekt, das nach wie vor derart mit Emotionen und Ideologien befrachtet ist. An der Zürcher U-Bahn entzündet sich für viele letztlich die alte Identitätsfrage der Zürcher, ihre ewige Sehnsucht danach, eine richtige Metropole zu sein. Dass das kantonale Stimmvolk an jenem 20. Mai 1973 der Vision eine deutliche und scheinbar endgültige Abfuhr erteilte, sorgt im Rückblick bei so manchen Nachgeborenen für Kopfschütteln. Andere sind froh, dürfen sie in ihrem geliebten Tram gemütlich über dem Boden bleiben.

Damals lief die ganze Diskussion äusserst hitzig ab, der «Tages Anzeiger» schrieb sogar von einer «sonderbaren Abstimmungshysterie». Das grösste Hindernis für die Realisierung einer U-Bahn war dabei der Zeitgeist. Herrschte in den 60er-Jahren ein Wachstumsdenken vor, kippte die Stimmung Anfang der 70er-Jahre. «Die allgemeine Umweltentwicklung», hiess es in den Medien, «hat uns zu einem völligen Umdenken gezwungen.» Die Gegner der Vorlage befürchteten, der durch die U-Bahn frei werdende Raum werde durch den Individualverkehr gewissermassen okkupiert. Zusätzlich leiste sie der Entstehung eines «übergrossen Ballungsraums» Vorschub, der den «Siedlungskrebs Zürich» noch weiter anwachsen lasse.

Dass die Stadtzürcher 1973 die U-Bahn in den Untergrund der Schubladen schickten, wirkte allerdings etwas widersprüchlich. Noch am 14. März 1971 nämlich hatten sie einen Kredit von 31 Millionen Franken gutgeheissen für die vorzeitige Erstellung eines U-Bahn-Abschnitts nach Schwamendingen. 

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