Gut zu wissen
Die Tempo 30-Debatte
Von: Jan Strobel
Von 60 km/h auf 30 km/h - eine kurze Geschichte der Geschwindigkeitsbegrenzung.
Die Ankündigung der Stadt, 39 neue Tempo-30-Abschnitte zu markieren, sorgte besonders auf liberaler Seite für Empörung. Der Stadtrat, so die «NZZ», wolle unter dem Deckmäntelchen des Lärmschutzes die Autofahrer erziehen, die Ankündigung sei ein weiteres Kapitel in der autofeindlichen Verkehrspolitik der Stadt. Der Journalist und Autor Michael Lütscher wiederum schrieb in seinem Blog von einem klaren Trend: «Das Dorf erobert die Stadt. Urban heisst diese Entwicklung auf neudeutsch.»
Die Geschichte des Tempolimits, sie begann in der Schweiz Anfang der 60er-Jahre, als innerorts eine flächendeckende Geschwindigkeitsbegrenzung von 60 km/h eingeführt wurde. 1984 schliesslich folgte die Einführung der Tempo-50-Limite innerorts. Es sei «die unterste mögliche generelle Limite», hiess es damals noch aus dem Bundesrat. Argumentiert wurde mit der Verbesserung der Verkehrssicherheit. Tatsächlich sank die Zahl der Unfälle nach Einführung von Tempo 50 schnell. Von Lärmschutz redete niemand, auch nicht, als in den 90ern die Einführung von Tempo 30-Zonen in Zürich zur Diskussion stand. Als Vorkämpferin für die neue Langsamkeit profilierte sich die liberale Stadträtin Kathrin Martelli. Im Oktober 2000 stand das Projekt «Tempo 30 flächendeckend» mit 115 realisierten Tempo 30-Zonen kurz vor dem Abschluss, vermeldeten die Medien.
Dem VCS allerdings war das nicht genug. Er wollte ein generelles, schweizweites Tempo-30-Limit innerorts und lancierte die Initiative «Strassen für alle», die am 4. März 2001 zur Abstimmung kam. Das Stimmvolk allerdings wollte davon nichts wissen - kümmerliche 20,4 Prozent legten ein Ja in die Urne.
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Leserkommentare
Peter Brunner - Nicht "Debatte", eher "Debakel" Zürich schleicht weiter, als Folge des Frauenstimmrechtes.
George Clement - Schneckentempo