Gut zu wissen

«Das willkommenste Weihnachtsgeschenk für die Frauenwelt»: Ein Reformhaus an der Bahnhofstrasse pries 1916 einen Korsett-Ersatz an. Bild: PD
Ein Korsett-Ersatz unter dem Christbaum
Von: Jan Strobel
Auch vor 100 Jahren waren die Zürcher Zeitungen gefüllt mit Geschenk-Tipps für das grosse Fest.
Schweizerinnen und Schweizer sind unaufgeregt, das gilt auch, wenn es um die Auswahl der Weihnachtsgeschenke geht. Extravagantes kommt nur in Ausnahmefällen unter den Christbaum. Das zeigt auch eine Umfrage des Online-Portals Statista: 52 Prozent der Schweizer wollen diese Weihnachten Bücher oder E-Books schenken, an zweiter Stelle folgen Gutscheine oder Geld, gefolgt von Lebensmitteln und Kleidung.
Weihnachtsgeschenke waren natürlich auch vor hundert Jahren ein Thema, wenn auch ein üppiges Fest nur der Oberschicht vorbehalten blieb, besonders im Kriegsjahr 1916. Die Anzeigenspalten der Zeitungen allerdings waren gleichwohl voll mit Geschenk-Tipps. «Was schenken wir?» hiess die gar nicht so profane Frage auf einer Sonderseite der NZZ. Eine Antwort lautete im Dezember 1916: Pelze. Das Pelzspezialgeschäft Paul Rückmar an der Bahnhofstrasse 35 (heute Marionnaud) bot den Zürchern «alle Pelzarten und Felle». An der Bahnhofstrasse 27 gab es bei Rüegg-Naegeli elegante Schreibzeuge, Löscher, Kartenständer und ganze Schreibtischgarnituren. Das «vornehmste und dankbarste Festgeschenk» allerdings pries das Sportmagazin Glaser an der Bahnhofstrasse 73 (heute Modegeschäft Big) an: einen kompletten «Rumpfturn-Apparat» samt Anleitung für 48 Franken.
In der ersten Etage desselben Gebäudes führte das «Reformhaus für naturgemässe Gesundheits- und Schönheitspflege» von Frau Schröder-Schenke das «willkommenste Weihnachtsgeschenk für die Frauenwelt» im Angebot, den Korsett-Ersatz Libelle, eine «besonders reizvolle und aparte Neuheit». Zu Weihnachten gab es neben dem geblümten Modell aus Satin auch das Strapazier-Modell aus weissem Croisé-Stoff mit feinen Spitzen für 24.75 Franken.
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