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Gut zu wissen

Ein "Lööli", der "chörblet"

Von: Jan Strobel

07. Januar 2015

Gesagt: Ein zufällig aufgeschnappter Satz und die Geschichten dahinter

«Soon en huere Lööli, er het vorher müese chörble!» Die unflätigen Worte fielen neulich, während der feuchtfröhlichen Neujahrstage, in einer Zürcher Bar, und dem Zuhörer am Tresen erschien dieser Satz wie eine kleine Schatztruhe. Zum Beispiel dieses komische Wort «Lööli», das mittlerweile ja fast veraltet ist. Die Bedeutung ist klar.  Ein Lööli ist ein Idiot, ein Dummkopf und Einfaltspinsel. Noch im 19. Jahrhundert wurde es in den kreativsten Kombinationen als Schimpfwort verwendet. Der «Donners-Lööli» war damals zum Beispiel ein besonders dummes Exemplar Mensch. Die Wurzel des Wortes könnte gemäss Schweizerischem Idiotikon  im Verb «lallen» liegen, das in seiner ältesten Grundform auch als «lollen» auftaucht. Im Mittelalter sprach man auch von einem «Lollbrüeder» und meinte damit einen besonders einfältigen Mönch.

Und «chörble», also «erbrechen»? Das Verb ist nicht so einfach zu deuten, wie es scheint. Ein Korb hat ja nicht viel mit diesem ärgerlichen Vorgang zu tun. Sprachwissenschaftler vermuten, dass es sich um eine lautmalerische Wurzel handelt. Gemäss dieser Deutung stammt «chörb­le» von «knarren» ab, was mit etwas Fantasie als Begleitgeräusch des Erbrechens infrage kommt.
Einzig bei «huere» als Adjektiv scheint es kaum Zweifel zu geben. Im Mittelalter war eine «Huer» allerdings nicht nur eine Prostituierte, sondern auch ein Mädchen, das ein uneheliches Kind geboren hatte. Es musste sich am Sonntag vor dem Gottesdienst mit einem Strohkranz auf dem Kopf vor aller Augen demütigen lassen. Dazu wurde ihm ein Täfelchen mit der Inschrift «H.» umgehängt.

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