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Gut zu wissen

August Künzler beim Füttern von Giraffen. Der Thurgauer fing auch viele Tiere für den Zoo Zürich, darunter dessen erste Spitzmaulnashörner und Aldabra-Riesenschild­kröten. Von Letzteren lebt Hermine heute noch im Zoo. Bild: Staatsarchiv Thurgau

Giraffen für Zürich

Von: Sacha Beuth

12. August 2014

August Künzler: Der Thurgauer fing Tiere für den Zoo Zürich und war in den «Giraffenskandal» involviert.

Es ist die pure Abenteuerlust, die den Gärtner August Künzler aus Kesswil TG dazu bringt, 1929 nach Ostafrika auszuwandern. Der damals 28-Jährige wird erst Vorarbeiter auf einer Farm in Tanganjika, dem heutigen Tansania, ehe er sich wenige Jahre später eigenes Land kauft und zu einem der grössten Agrarunternehmer des Landes aufsteigt. Als nach dem Zweiten Weltkrieg eine grosse Nachfrage nach Wildtieren besteht, weil viele Zoos Europas hohe Tierverluste zu verzeichnen hatten, wittert Künzler das schnelle Geld. Er steigt ins Tierfanggeschäft ein und liefert alle möglichen Vertreter der afrikanischen Fauna in die Tiergärten der Welt.

1949 wird eine umfangreiche Lieferung für den Zoo Zürich, unter der sich auch mehrere wertvolle Giraffen befinden, in Mombasa verschifft und sticht Richtung Europa in See. Unglücklicherweise ist kurz zuvor die Rinderpest in Ostafrika ausgebrochen, weshalb das Eidgenössische Veterinäramt die Einfuhrgenehmigung für Paarhufer nicht verlängert. Das hat zur Folge, dass das Schiff mit der Tierladung weder in Genua noch in Marseille oder Rotterdam anlegen darf. Die Besatzung erschiesst daraufhin nebst Gnus und Elenantilopen auch die Giraffen, was in der Schweiz eine mediale Entrüstung und den sogenannten Giraffenskandal auslöst. Die verbliebenen Tiere erreichen aber ihr Ziel, darunter auch Bili und Faru, die beiden ersten Spitzmaulnashörner des Zoos Zürich. Ende der 50er- Jahre verliert der Tierfang seine Bedeutung. Künzler verkauft schrittweise seine Betriebe, kehrt 1979 in die Schweiz zurück und stirbt 1983 in Frauenfeld.

Ausstellung zu August Künzler im Historischen Museum Thurgau in Frauenfeld (bis 26. 10.). Eintritt frei.
www.historisches-museum.tg.ch.      
    

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