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Gut zu wissen

Der Bademeister verkaufte Blickmöglichkeiten für zwei oder fünf Franken, möglicherweise auch an Zürcher Gäste. Bild: Amy Bollag

Skandal im "Inhalatorium"

Von: Amy Bollag

23. April 2015

Zeitskizzen: Amy Bollag erinnert sich an einen pikanten Skandal im Kurort Baden vor den Toren Zürichs.

Wie war es damals, vor 80 Jahren? Baden war eine lebensfrohe Stadt mit warmen Quellen. Kleine und grössere Sensationen, prächtige Autos mit wie Generäle gekleideten Chauffeuren und Portiers, welche die Gäste am Bahnhof abholten, um sie standesgemäss in die Badehotels zu geleiten. Sogar der Kaiser von Abessinien, Haile Selassie, mit Familie und Gefolge beehrte das Städtchen, um sich dem heilbringenden Wasser zuzuwenden. Nicht einmal der Geruch von faulen Eiern, der Schwefel, muss sie gestört haben. Sogar die alten Römer hatten sich vor 2000 Jahren der Heilkraft der warmen Quellen bedient.

Ein ganz spezielles Ereignis, an das ich mich noch klar erinnere: Dazumal existierte ein kleines Blättchen mit dem Namen «Scheinwerfer». Ich würde es als einen Vorgänger des heutigen «Blicks» bezeichnen, obwohl ich mich dafür entschuldigen müsste, würde dieser Fall auch heute noch eine Schlagzeile wert sein. Das «Inhalatorium», ein Badehaus, wurde, wie die anderen Bäder, von einem Bademeister geleitet. Dieser Meister erfand eine neue Idee. Laut der Postille «Scheinwerfer» hatte er kleine, unscheinbare Löcher in die Wände gebohrt und verkaufte diese Blickmöglichkeiten für zwei oder fünf Franken, möglicherweise auch an Zürcher Gäste. Durch das Blättchen wurde alles ruchbar, und es gab einen Skandal. Der ideenreiche Bademeister wurde entlassen und durch einen weniger originellen Nachfolger ersetzt.

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