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Interview

"Der Gemeinderat ist öfters noch viel komischer als jeder Comic"

Von: Janine Grünenwald

21. Mai 2013

125 Frauen und Männer sitzen im Gemeinderat der Stadt Zürich. Wie ticken unsere Parlamentarier? Diese Woche mit Marc Bourgeois, FDP.

Tagblatt der Stadt Zürich: Welches ist Ihr Lieblingslokal in ­Zürich?

Marc Bourgeois: Das Mère Catherine. Es ist in einem romantischen Altstadthaus gelegen, hat einen lauschigen Innenhof und serviert gute, französische Küche zu einem fairen Preis.

Was würden Sie in Zürich ändern?

Bourgeois: Ich würde gerne dafür sorgen, dass man wieder erkennt, wie wichtig das Gewerbe für die Stadt ist. Damit es nicht nach und nach in die Agglomeration verdrängt wird.

Drei Dinge, ohne die Sie niemals das Haus verlassen . . .

Bourgeois: Schuhe, Hose und Jacke. Aber manchmal vergesse ich meinen Kopf.

Wem würden Sie gerne einmal so richtig die Meinung sagen?

Bourgeois: All jenen, die nach immer mehr Verboten schreien. Mit mehr Gesetzen lässt sich ein Mangel an Eigenverantwortung nicht wett machen. Im Gegenteil, sie fördern die Verantwortungslosigkeit.

Wer ist Ihr Vorbild oder Kindheitsheld?

Bourgeois: All jene Menschen, die aus schwierigen oder bescheidenen Verhältnissen kommen und in ihrem Leben trotzdem etwas erreicht haben.

Wann haben Sie das letzte Mal einen über den Durst getrunken?

Bourgeois: Ich habe Waadtländer und Schaffhauser Blut, komme also aus zwei Weinbaugebieten. Mehr sage ich dazu nicht.

Haben Sie schon einmal Drogen ­konsumiert?

Bourgeois: Ja. Es gibt ja auch legale Drogen.

Wann haben Sie zum letzten Mal ­geweint?

Bourgeois: Kürzlich, aus Rührung über ein Geschenk, das meine Partnerin von ihren 6.-Klässlern bekommen hat. Sie ist Lehrerin.

Glauben Sie an Gott?

Bourgeois: Die neue Staatsreligion in Zürich teilt die Menschen in Gut und Böse ein, je nachdem, welches Verkehrsmittel sie benutzen und welchen Lebensstil sie pflegen. Dieses moralische Getue trägt mittlerweile wirklich religiöse Züge, und von dieser Religion halte ich nichts. Sonst, ja.

Welche ist Ihre Lieblingsband?

Bourgeois: Meine Partnerin mit mir beim Karaoke singen. Andere sehen das anders.

Geben Sie einem Bettler Geld?

Bourgeois: Fällt die Steuerbehörde auch unter den Begriff «Bettler»?

Wo liegt für Sie die Obergrenze eines vertretbaren Jahresgehalts?

Bourgeois: Ich sehe keine absolute Grenze. Es liegt in der Verantwortung der Eigentümer beziehungsweise Aktionäre, sicherzustellen, dass sich das Management nicht ungebührlich bereichert. Hier bewegt sich langsam was.

Sex ohne Liebe. Was halten Sie ­davon?

Bourgeois: Das war zu Zeiten der Zweckehen wohl eher die Regel als die Ausnahme.

Sie gehen mit Ihrer Partnerin fein ­essen. Was darf es höchstens ­kosten?

Bourgeois: Ein Essen mit meiner Partnerin ist in jedem Fall unbezahlbar.

Diesen Zürcher hätte ich gerne mal persönlich getroffen . . .

Bourgeois: Ich hänge nicht so sehr an Idolen, ich treffe genau so gerne gewöhnliche Bürgerinnen und Bürger wie einen Wirtschaftsführer.

Von welchem Beruf träumten Sie als Kind?

Bourgeois: Sicher nicht davon, Politiker zu werden. Zum Glück habe ich daneben noch ein normales Leben.

Was haben Sie bis heute leider noch nicht gemacht?

Bourgeois: Etwas mit Hand und Fuss: Ein Kind.

Welche ist Ihre Lieblings-App?

Bourgeois: Die Wecker-App ist es sicher nicht.

Wohin wollten Sie schon immer mal verreisen?

Bourgeois: In die Antarktis zu den Pinguinen.

Wovor fürchten Sie sich?

Bourgeois: Davor, dass die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt zu spät realisieren, wie sie diese wirtschaftlich schleichend an die Wand fahren.

Lesen Sie Comics - wenn ja, welche?

Bourgeois: Mir reicht der Gemeinderat, der ist öfters noch viel komischer als jeder Comic.

Was wäre Ihre Henkersmahlzeit?

Bourgeois: Ich würde mir den Henker vorknöpfen.

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