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Interview

Im Concept Store Gris verkaufen 25 Schweizer Designer ihre Produkte.Bild: CLA

"Die Zürcher mögen raffinierte Mode"

Von: Clarissa Rohrbach

01. April 2014

Marco Steiner alias Marc Stone hat mit seiner Mode die internationalen Laufstege erobert. Nun eröffnet er mit anderen Designern den Concept Store Gris an der Europaallee. Das Ziel: Schweizer Labels bekannt zu machen.

Tagblatt der Stadt Zürich: Herr Steiner, in Paris ist sie klassisch, in London punkig. Wie ist die Mode in Zürich?

Marco Steiner: Wir leben in einer Hipsterstadt. In den letzten Jahren hat sich das Modebewusstsein, vor allem bei den Herren, stark entwickelt. Die Zürcher mögen raffinierte Mode mit speziellen Details. Allerdings darf es nicht zu bunt oder grob gemustert sein.

Wagen wir zu wenig?

Schweizer sind eher zurückhaltend, sie trauen sich nicht, ausgefallene Outfits zu tragen. Sie inszenieren sich nicht so gerne. Aber die Leute achten heute viel mehr auf Stil, Qualität und Material der Kleider.

Die wenigsten kaufen Schweizer Mode. Woran liegt das?

Die Schweiz hat traditionell zwar gute Stoffproduzenten wie Jakob Schläpfer und natürlich ein weltbekanntes Uhrendesign, aber Modeschöpfer wurden nie richtig gefördert. Seit zwei Jahren gibt es die Mode Suisse, an der Schweizer Labels gezeigt und verkauft werden. Wir schaffen nun aber mit dem Concept Store Gris für zehn Jahre die erste fixe Verkaufsplattform für Schweizer Designer.

Ihre Kleider werden bereits bei Globus und Big verkauft. Wieso braucht es ein neues Geschäft?

Es geht nicht allen so gut wie mir. Wir haben die Arbeit von über 250 Designern angeschaut. Viele davon sind unbekannt und haben noch keine Verkaufsstelle. Es ist schwierig, solche Produkte im Detailhandel zu platzieren, weil das Vertrauen in die lokalen Designer noch fehlt und die Konkurrenz der Grossanbieter stark ist. Die Langfristigkeit unseres Geschäfts soll auch Schweizer Fashion und Design marktfähig machen. Ausserdem sehen wir uns als Plattform, wo sich die Kreativszene austauschen kann.

Der Store soll eine moderne Ästhetik ausstrahlen. Was heisst das?

Wir werden die Produkte auf verstellbaren Modulen präsentieren, dazu gibt es Installationen. Neben saisonalen Kleidern, Accessoires und Schuhen verkaufen wir auch Velos, Lampen, Bücher und frische Esswaren. Zum Verweilen wird es auch eine Lounge geben.

Das Projekt soll für eine moderne Schweiz stehen. Da hat «Swissness» wohl keinen Platz mehr.

«Swissness» ist eine Verkaufsstrategie wie jede andere auch. Vor allem im asiatischen Markt fährt man damit sehr gut. Ich sehe keinen Sinn, auf Schweizer Mode ein Schweizer Kreuz anzubringen. Auf Armani-Kleidern ist ja auch keine italienische Flagge drauf.

Sie sind bereits international bekannt. Wie haben Sie das geschafft?

Ich bin extrem hartnäckig. Ausserdem ist dieses Business sehr hart, man muss einen guten Geschäftssinn haben, die Kreativität alleine genügt nicht.

 

Die Shop-Warming-Party findet morgen ab 17 Uhr an der Europa­allee 33 statt.


Erhältlich sind 25 Schweizer Labels, unter anderen Ida Gut, Paradis des Innocents, Envoyage, Maurice de Mauriac und Marc Stone.

Die Designer mieten nach dem Konzept «Shop-in-Shop» eine Verkaufseinheit. Einige von ihnen erhalten so das erste Mal ein Sprungbrett in den Markt.

Der Name Gris lehnt sich an den Schweizer Architekten und Designer Le Corbusier an, der eigentlich Charles Edouard Jeanneret-Gris hiess.


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