"Fremdgehen ist eine Beziehungsrealität"

Wie viel Mal pro Woche Sex sind normal? TeleZüri lanciert eine Talksendung mit «Blick»-Sexberaterin Caroline Fux und Radio-24-«Ufsteller» Dominik Widmer.

Tun wir so, als wären wir auf Sendung. Was ist guter Sex?
Caroline Fux: Wenn er befriedigt.

Dominik Widmer: Wenn ich mich danach gut fühle. Und sie auch.

Fux: Das finde ich jetzt sehr aufmerksam von dir. Aber ich plädiere für einen gesunden Egoismus. Wenn jeder dafür sorgt, dass der Sex für ihn gut ist, wird er für beide gut.

Widmer: Wir Männer von heute sind eben verweichlicht. Uns ist es wichtig, dass die Frau auch ihren Spass hat.

Fux: Früher durften die Frauen ja den Mund nicht aufmachen. Heute können sie über ihre Wünsche reden.

Sind Pornos gut oder schlecht?
Fux: Wie bei so vielem ist es eine Frage der Dosis.
Widmer: Pornos sind in gewissen Lebensphasen durchaus sinnvoll. Sie decken Fantasien ab.

Was hält ihr vom Fremdgehen?
Fux: Es kommt auf das eigene Wertesystem draufan. Fremdgehen ist eine Beziehungsrealität, mit der die Gesellschaft lausig umgeht. Viele betrügen den Partner, aber geben es nicht zu. Dabei ist das eine Diskussion, die jedes Paar führen sollte.

Widmer: Wenn nicht eine offene Beziehung abgemacht war, ist es falsch. Obwohl sich die Frage stellt,  ob es erst ein richtiger Betrug ist, wenn auch Gefühle im Spiel sind.

Sind denn Sex und Liebe trennbar?
Fux: Absolut. Es gibt Leute, für die Liebe eine wichtige Voraussetzung ist, damit der Sex wirklich gut ist. Andere geniessen ihn auch ohne eine tiefe emotionale Verbindung. Es gibt aber auch einen Mythos der wilden Singles, die ständig unverbindlichen Sex haben. Rein zahlenmässig findet Sex am häufigsten in einer Beziehung statt.

Viele wissen  nicht, wie sie Sex in der Beziehung ansprechen sollen. Wieso ist es immer noch ein Tabu?
Fux: Es fehlt die Übung, darüber zu reden. Am Anfang fühlt es sich merkwürdig an. Vielen Paaren fehlt ganz einfach ein Vokabular, mit dem sie sich wohl fühlen. Sagt man «Penis», klingt das zu medizinisch. Sagt man «Schwanz», ist es schon dreckig. Da muss man sich finden.

Sie finden, Sex sei Privatsache. Wieso reden Sie denn die ganze Zeit darüber?
Fux: Wir reden jetzt schon 30 Minuten über Sex, aber Sie haben nicht erfahren, wie ich im Bett bin. Ein Steuerexperte redet auch nicht über seinen Lohn. Ich bin Psychologin und beantworte gerne die Fragen von Menschen, die Hilfe brauchen.

Bei den meisten schwingt die Frage mit: «Bin ich normal?» Wieso?
Fux: Das ist ein Grundbedürfnis des Menschen, er will wissen, ob es anderen auch so geht. Vor allem jetzt, wo Sex überall in den Medien ist, sind die Leute verunsichert. Denn dieser Turbosex hat nichts mit dem eigenen Schlafzimmer zu tun.

Was raten Sie einem Paar, das keinen Sex mehr hat?
Fux: Viele Paare fühlen sich nach langer Zeit zusammen nicht mehr so «Frau» oder «Mann». Ein Date pro Woche mit dem eigenen Partner kann das ändern. Leider arbeitet die Biologie gegen uns, nach drei Monaten ist die grosse Verliebtheit abgeflaut.

Wie sind die Schweizer im Bett?
Fux: Man kann die Sexualität einer Nation nicht erfassen. Aber eine Person bringt auch ihre kulturelle Identität in den Sex hinein. Und Schweizer sind eher umsichtig und höflich.

Widmer: Man sagt doch, Schweizer redeten nie über Geld und Sex.

Fux: Das heisst nicht, dass Schweizer schlechten Sex haben.

Widmer: Also als Mann redet man nicht über schlechten Sex. Eher darüber, wie viel Sex man hat.

Dominik Widmer, Sie sprechen das erste Mal öffentlich über Sex. Ist es Ihnen nicht peinlich?

Widmer: Ich habe mir lange überlegt, ob ich im Fernsehen mit einer Frau über Sex reden kann und will. Und ja: Ich kann, und ich will.  Es ist ja keine Skandalsendung. Wir reden entspannt auf dem Sofa über ein Thema, das dazugehört. Ich hoffe, ich kann mich auch in Frauen hineinversetzen.

Fux: Das kannst du sicher, du bist ein schlauer Junge.

Widmer: Ich versuche, die richtigen Fragen zu stellen. Aber du weisst,  Männer sind bekanntlich lösungsorientiert. Du kommst mir nicht mit Dr.-Sommer-Antworten davon.

Apartment 6: Einmal im Monat diskutieren Caroline Fux und Dominik Widmer auf TeleZüri im lockeren Ambiente einer WG über Sex. Die erste Sendung ist am Samstag um 22.30 Uhr. Das Thema: Wie viel Sex braucht eine Beziehung?

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