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Interview

Geehrter Charakterdarsteller: Jake Gyllenhaal am ZFF. Bild: ZFF

«Früher plagten mich starke Selbstzweifel»

Von: Sacha Beuth

10. Oktober 2017

Erstmals besuchte Jake Gyllenhaal das Zurich Film Festival. Im Gepäck hatte er «Stronger» – einen Film, in dem der 36-Jährige nicht nur als Hauptdarsteller agiert, sondern der ihm auch eine besondere Freundschaft ermöglichte.

Jake Gyllenhaal gehörte zu den ganz grossen Stars des am Sonntag zu Ende gegangenen 13. Zurich Film Festival. Dort hatte der 36-Jährige nicht nur den Golden Eye Award entgegennehmen dürfen, sondern auch seinen neusten Streifen «Stronger» vorgestellt, in dem Gyllenhaal nach einer wahren Geschichte Jeff Bauman spielt. Jeff ist ein Durchschnittstyp und 2013 als Zuschauer am Boston Marathon. Er will seine Ex-Freundin anfeuern, um sie wieder zurückzugewinnen. Plötzlich explodiert neben ihm eine Bombe, die ihn so schwer verletzt, dass ihm beide Beine amputiert werden müssen. Für Jeff beginnt nun ein harter Weg zurück zu einem normalen Leben.

Wie schwer war es, sich in das Leben von Jeff Bauman hineinzuversetzen?

Jake Gyllenhaal: Was er durchgemacht hat, werde ich niemals vollständig verstehen. Und glauben Sie mir, ich habe es versucht. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann: Ich habe sehr viel über mich selbst erfahren. Und ich musste erkennen: Ich hätte an seiner Stelle wohl nicht den Willen für ein Weiterleben aufgebracht.

Was hat Sie bewogen, die Rolle des Jeff Bauman zu übernehmen und den Film zu produzieren?

Seine Einstellung zu seinem Schicksal. Jeden Morgen nimmt er die Mühe für eine Rückkehr in ein normales Leben an. Es ist ein Kampf, von dem man als Aussenstehender nicht glaubt, dass der Betroffene Erfolg haben wird. Als ich ihn das erste Mal traf, konnte er auf seine Prothesen gerade bis zur nächsten Ecke wanken. Inzwischen läuft er damit überallhin. Jeff ist ein aussergewöhnlicher Mensch, der anderen Mut macht, sie mitreisst, frei nach dem Motto: Sieh her, wenn ich es schaffen kann, schaffst du es auch.

Jeff Bauman war aber nicht durchwegs optimistisch.

Richtig. Zwischendurch plagten und plagen ihn Selbstzweifel. Kann ich das? Mache ich es richtig? Erfülle ich die Erwartungen?

Geht das manchmal auch Ihnen so?

Absolut. Obwohl ich oft selbstbewusste Typen spielte, plagten mich früher starke Selbstzweifel. Das hat sich zwar mit dem Alter etwas gebessert, gelegentlich bricht es aber immer noch durch. Zuletzt vor wenigen Tagen, als ich am Zurich Film Festival den Golden Eye Award erhielt. Als ich die Bühne wieder verliess, dachte ich nur: War das richtig so? Habe ich mich genügend bedankt? Diese Mischung aus Selbstvertrauen und Selbstzweifeln steckt wohl in jedem von uns. Das muss man akzeptieren. Und wenn man mal etwas verpatzt hat, soll man es abhaken und einfach weitermachen.

Sie haben vor den Dreharbeiten Jeff ein Jahr in seinem Alltag begleitet. Wie hat diese Zeit Sie beide verändert?

Wir sind Freunde geworden. Das ist keine Selbstverständlichkeit, wenn du dauernd jemanden um dich hast, der dich intensiv beobachtet. Aber ich brauchte diese Zeit, um die Komplexität seines Charakters zu ergründen, um herauszufinden, wie Jeff tickt. Das tägliche Handwerk eines Schauspielers eben. Jeff war dabei unglaublich inspirierend für mich. Und auch auf ihn hatten die Filmarbeiten einen positiven Einfluss, und seine mentale Heilung wurde unterstützt. Er ist inzwischen seit 15 Monaten trocken und ein ganz wundervoller Vater.

Stichwort Vater. Von Ihrem eigenen haben Sie blaues Blut. Wie nahe sind Sie mit dem schwedischen Königshaus verwandt?

Meines Wissens nur sehr, sehr entfernt. Ich trage jedenfalls keinen Titel eines Grafen, geschweige denn den eines Prinzen. (lacht)

Zur Person

Die Schauspielerei wurde Jacob «Jake» Benjamin Gyllenhaal in die Wiege gelegt, als er am 19. Dezember 1980 in Los Angeles zur Welt kam. Sein Vater ist der schwedischstämmige Regisseur Stephen Gyllenhaal, die Mutter Naomi Foner Autorin und Produzentin, sein Patenonkel war Paul Newman und seine Patentante ist Jamie Lee Curtis. Hinzu kommt seine ältere Schwester Maggie, die ebenfalls Schauspielerin ist. Mit 11 Jahren erhielt Jake in «City Slickers» seine erste (Neben-)Rolle in einem Film. Der Durchbruch gelang ihm 2001 mit «Donnie Darko». 2005 folgten «Jarhead» und natürlich «Brokeback Mountain», wofür er für einen Oscar nominiert wurde. Sein neuster Film «Stronger» soll demnächst in den Schweizer Kinos anlaufen (Startdatum noch offen).

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