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Interview

"Ich bin kein Aufreisser-One-Night-Stand-Typ"

Von: Ginger Hebel

17. März 2015

Indiskretes Interview: Heute mit Milieu-Anwalt Valentin Landmann. Hier erfahren Sie, wofür er gern Geld ausgibt, wo er am liebsten berührt wird und was sein Albtraum ist.

Wo ist Zürich am schönsten, wo am hässlichsten?

Zürich ist eine lebendige Stadt, die davon lebt, dass sie ihre schönen und weniger schönen Seiten hat. Ich mag die prächtigen Häuser am Zürichberg, den Paradeplatz mit seiner blühenden Wirtschaft und der Wirtschaftskriminalität, den Kreis 4 mit dem brodelnden Leben und seiner guten Gastronomie, aber auch mit seiner Unterwelt, doch die gibts überall.

Wenn Sie eine Schlagzeile über Ihre Person schreiben dürften: Wie müsste diese lauten? Und welche wäre ein heftiger Fauxpas?

Der Anwalt, der die Menschen und das Leben liebt. Schlimm wäre: Landmann, der Bürohengst, der Apparatschik, denn der bin ich nicht.

Wo werden Sie am liebsten berührt, wo am wenigsten gern?

Das hängt ganz von meiner Stimmung und der Art der Berührung ab. Eine Berührung, die etwas ausstrahlt, die eine Zuneigung enthält oder einen Gruss, die ist wichtig, und die ist gut.

Wie gelingt für Sie ein Date hundertprozentig? Was wäre ein No-go?

Zu einem guten Date gehört für mich ein gutes Essen und eine gute Unterhaltung. Ich bin kein Aufreisser-One-Night-Stand-Typ. Ein No-go: ein Date in einer dieser Apéro- und Chill-out-Bars, wo alle Möchtegerns den Pfau machen, und ich nicht mich selber sein kann.

Was halten Sie von Sex ohne Liebe und Liebe ohne Sex?

Das ist eine Frage des Moments. Ich setze mich sehr für die Legalisierung der Prostitution ein, es wäre also absurd, wenn ich sagen würde, das eine gehe nicht ohne das andere. Sex ohne Liebe kann toll geboten werden, aber: Sex mit einer Person, die man wirklich liebt, ist absolute Spitze.

Ihr ganz persönlicher Albtraum?

An einer Sitzung des Club Helvétique teilnehmen zu müssen, umgeben von lauter aufgeblasenen Leuten, die alle ihre eigene Geistesgrösse demonstrieren, das ist mir ein Horror.

Was war Ihr grösster Fehlkauf, was der beste Kauf überhaupt?

Mein Fehlkauf: ein Flugticket ins mexikanische Cancún, wo ich eine heftige Tropenkrankheit aufgelesen habe und danach 10 Tage in der Hirslanden-Klinik lag. Ich wollte karibische Landschaft erleben und habe den Fehler gemacht, nicht nachzuforschen, was mich dort erwartet. So bin ich in Cancún gelandet, wo es wohl mehr US-Amerikaner gibt als in Miami Beach. Mein bester Kauf: Dinge, an denen ich Spass und Freude habe, wie Uhren, ein Ledermantel oder den silbernen Totenkopf, den ich seit 25 Jahren am Gürtel trage.

Wofür geben Sie gern Geld aus?

Ich bin leider sehr verfressen und gebe daher für gutes Essen gern Geld aus. Am meisten aber definitiv für Uhren, die ich mir an sich gar nicht leisten kann. Uhren begeistern mich. Es kommt vor, dass ich im Gericht bei einem langweiligen Gegenplädoyer das Vergrösserungsglas hervorhole und das Räderwerk meiner Uhr studiere. Das ­irritiert zwar oft einige, aber da kann ich nichts dafür. Zudem ist es ein Irrtum, anzunehmen, dass ich dann nicht zuhöre.

Welche sind für Sie die besten Seiten des Mannes/der Frau, welche die nervigsten?

Das tönt jetzt vielleicht nach Plattitüde, aber das Beste ist, wenn man sich was zu sagen hat und etwas miteinander unternehmen kann. Wenn das stirbt, dann stirbt auch eine Beziehung. Wenn man sich nicht mehr zuhören kann – das nervt fürchterlich, und das betrifft ­Frauen wie Männer.

Wen würden Sie am liebsten einmal verteidigen?

Sie (Anm. der Redaktion: die Journalistin). Aber dafür müssten Sie zuerst etwas anstellen oder zumindest verdächtigt werden, etwas angestellt zu haben (lacht). Ich verteidige eine bunte Klientel, vom Hells Angel über den Spitzenpolitiker bis hin zum Pfarrer. Ich liebe diese Vielfalt und wäre todunglücklich, wenn ich nur noch eine bestimmte Klientel verteidigen dürfte.

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