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Interview

Gülsha Adilji: «Man sollte mich nirgends ungefragt berühren.» Bild: PD

"Ich werde dann zu Roger Schawinski"

Von: Jan Strobel

31. März 2015

Indiskretes Interview. Heute Gülsha Adilji, Moderatorin beim Jugendsender Joiz. Hier erfahren Sie, wie Dates hundertprozentig gelingen und weshalb Katzen-Videos wichtig sind.

Bei welcher TV-Sendung schaltest Du sofort ein, bei welcher sofort ab?

Da ich all meine Gags zusammenklaue, schaue ich Neo Magazin, und da mein Leben langweilig und dramalos ist, hole ich mir die Portion Thrill via «House Of Cards». Alles andere schalte ich gar nicht ein. Da ich grad hier bin und wir über TV reden, hab ich noch eine Ansage an all die Leute, die immer behaupten, ihre Lieblingssender seien Arte und 3sat: diesen Scheiss glaubt euch echt mal Keiner.

Wo ist Zürich am schönsten, wo am hässlichsten?

Zürich ist am schönsten bei Diana zuhause. Nicht so schön ist Zürich unter den Rolltreppen am HB, wer weiss, wer dort schon alles hingemacht hat.

GC oder FCZ?

Ööööhhhmm...

Wo wirst Du am liebsten berührt, wo am wenigsten gern?

Ich mag es nicht besonders, wenn mir jemand ins Auge fasst. Ungefragt seinen Finger in mein Ohr stecken muss jetzt auch nicht dringend sein. Ganz schwierig wird es, wenn Fremde mir ins Gesicht fassen. Eigentlich sollte man mich sowieso nirgends ungefragt berühren, es sei denn, man kitzelt mit einem Spruch meine Hypophyse, dass kann man auch gerne ganz ohne Voranmeldung tun.

Wie gelingt für Dich ein Date hundertprozentig? Was wäre ein No-Go?

Dates gelingen immer perfekt wenn ich: Erstens keine Erwartungen habe und zweitens keine Dates habe oder drittens vorher im Tinder-Chat schon alle heiklen Dinge abchecke. Ein No-Go beim ersten Date sind diese absurd persönlichen «Mein Vater ist weg, als ich fünf Jahre alt war, und jetzt trinke ich meinen eigenen Urin»-Geschichten.

Wem möchtest Du  lieber nie begegnen, wem unbedingt? Weshalb.

Dringend begegnen möchte ich Oli Schulz, Julian Huxley, Russel Brand, Helmut Schmidt, Jan Böhmermann, John Oliver, James Franco, Nietzsche, Ellen DeGeneres, Edward Snowden und Michael Schmidt-Salomon, damit ich endlich eine Volleyball-Mannschaft nach meinem Gusto gründen könnte. Grundsätzlich gibt es keine Menschen, denen ich nicht begegnen möchte, aber ich denke, die gegnerischen Volleyball-Mannschaften wollen uns nicht wirklich begegnen.

Wenn Du die Macht hättest, in Zürich alleine Entscheidungen zu treffen; Was würdest Du sofort einführen, was sofort abschaffen?

Unter mir würde Zürich nach spätestens 15 Jahren so aussehen wie bei der letzten Staffel «Grey`s Anatomy». Grundsätzlich liebe ich Zürich, aber ein Dorn in meinem machtbesessenen Auge ist das Wetter, welches ich mit verschiednen ETH-Meteo-Nasa-Experten auf Kosten der Umwelt manipulieren würde, so dass wir jedes Jahr mindestens fünf Monate über 26 Grad hätten.

Welchen Politiker magst am meisten, und welchem würdest du gerne mal Deine Meinung sagen?

Die Politiker, denen ich gerne meine Meinung in den Hals drücken würde, sind immun gegen jedwege Vernunft und haben eine so absurd verzerrte Wahrnehmung der Realität, dass es gar nichts bringen würde, meine Meinung zu sagen. Meine Argumente würden an ihnen abprallen wie Schminktipps bei Daniela Katzenberger. Das heisst nicht, dass ich grummelnd und tatenlos in der Ecke sitze, im Gegenteil, ich lenke mich ab mit Katzen-Videos auf YouTube, schaue Dschungelcamp oder betäube meine Wut und Machtlosigkeit mit Alkohol.

Apropos Alkohol: Wie bist Du betrunken? Und wie bist Du nüchtern?

Betrunken bin ich beängstigend still und in mich gekehrt, dieses Stadium der Trunkenheit erreiche ich aber sehr selten bis praktisch nie. Anders ist es nüchtern und halbbetrunken, da bin ich laut, besserwisserisch, anstrengend und einen Zacken zu extrovertiert. Ich werde dann zu Roger Schawinski, wenn er Leute interviewt, die er nicht mag.

ZUR PERSON:

Gülsha Adilji, Jahrgang 1985, ist albanisch-türkischer Abstammung.  Nach der Lehre als Pharmaassistentin studierte sie an der ZHAW Biotechnologie, gab das Studium aber zugunsten einer Anstellung bei Joiz auf. Adilji moderiert unter anderen die Sendung «Noiz». 2012 wurde sie vom «Schweizer Journalist» zur Newcomerin des Jahres gekürt.

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