mobile Navigation

Interview

"Ich würde gerne mal die Pinguine am Südpol besuchen"

Von: Janine Grünenwald

29. August 2012

125 Frauen und Männer sitzen im Gemeinderat der Stadt Zürich. Wie ticken unserer Parlamentarier? Diese Woche mit Severin Pflüger, FDP.

Tagblatt der Stadt Zürich: Welches ist Ihr Lieblingsrestaurant in Zürich?

Severin Pflüger: Die Reithalle. Sie ist in der Nähe von meinem Büro, das Essen schmeckt mir, und bei schönem Wetter kann man draussen sitzen.

Was geht Ihnen in Zürich besonders auf den Keks?

Pflüger: Dass unsere Gemeinderatsmehrheit immer alles für die Zukunft regeln will. Ich finde, in 50 Jahren sollen die Leute, die dann leben, auch nach ihren Bedürfnissen Politik machen können.

Sie machen eine Schönheitsoperation. Was würden Sie ändern und warum?

Pflüger: Nichts mehr (lacht). Ich habe viele Zahnkorrekturen hinter mir und bin zufrieden.

Wer ist Ihr liebster politischer Gegner und warum?

Pflüger: Davy Graf von der SP. Mit ihm kann man auf hohem Niveau streiten, und er nimmt die Argumente seines Gegenübers ernst.

Wer ist Ihr Vorbild oder Kindheitsheld?

Pflüger: Konrad Lorenz. Er war Zoologe, und als Kind habe ich seine Bücher über Verhaltenszoologie verschlungen. Ich wäre gerne so geworden wie er.

Wann haben Sie das letzte Mal einen über den Durst getrunken?

Pflüger: Beim Stadtratsessen im Muraltengut.

Wann haben Sie zum letzten Mal geweint?

Pflüger: Als meine Grossmutter starb.

Was ist Ihnen heilig?

Pflüger: Die Zeit, die ich mit meinen Kindern verbringe. Am Papi-Tag müssen die Politik und meine Klienten hinten anstehen.

Glauben Sie an Gott?

Pflüger: Ja. Aber das ist ein ziemlich diffuser Glaube. Ich kenne den Willen von Gott nicht und bin mir auch nicht sicher, ob er überhaupt Einfluss nimmt auf unser Schicksal. In dem Sinne bin ich nicht religiös, aber es gibt für mich auch keinen Grund, nicht an Gott zu glauben.

Welches ist Ihre Lieblingsband?

Pflüger: Die habe ich nicht. Es ist von meiner Stimmung abhängig, welche Musik ich höre.

Geben Sie einem Bettler Geld?

Pflüger: Nein, eigentlich nicht.

Sex ohne Liebe. Was halten Sie davon?

Pflüger: Ich kann mir vorstellen, dass das über eine gewisse Zeit funktionieren kann, nicht aber als Beziehungskonzept.

Sie gehen mit Ihrer Partnerin fein essen. Was darf es höchstens kosten?

Pflüger: Wir haben da kein Budget. Wichtig ist, dass es uns schmeckt und wir essen, worauf wir gerade Lust haben. Wir haben nicht das Gefühl, dass wir besser essen, wenn es teurer ist.

Wer ist für Sie der bedeutendste Zürcher?

Pflüger: Rudolf Brun. Er hat in der Gesellschaft eine gewisse Unzufriedenheit ausgemacht, konnte diese bündeln und hat ein Staatswesen, wie es für diese Zeit modern war, installiert.

Von welchem Beruf träumten Sie als Kind?

Pflüger: Zoologe.

Sie sind einen Tag lang König. Welches Gesetz würden Sie einführen?

Pflüger: Ich würde vor allem Gesetze ausser Kraft setzen. Primär würde ich überall dort, wo wir ein vernünftiges Gesetz haben, sich aber durch Behörden und Gerichte eine unvernünftige Praxis entwickelt hat, eingreifen.

Wohin wollten Sie schon immer mal verreisen?

Pflüger: Ich würde gerne mal Wale beobachten oder die Pinguine am Südpol besuchen.

Wovor fürchten Sie sich?

Pflüger: Ich habe das Gefühl, dass unsere Gesellschaft einen Höhepunkt erreicht hat. Es gibt aber keine Kultur, die nach einem solchen Höhepunkt nicht wieder gefallen ist. Ich hoffe, dass es uns gelingt, diesen Höhepunkt möglichst lange zu halten, und dass ich dazu beitragen kann.

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare