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Interview

Kein Einzelkämpfer, der das Rad neu erfinden will

Von: Ginger Hebel

30. Mai 2017

Albert Leiser, Zürcher FDP-Gemeinderat, ist neuer Präsident des Züri-Fäscht. Das Thema Sicherheit beschäftigt den 59-Jährigen, und er ist überzeugt, dass man die Terrorsituation im Auge behalten muss.

Das Züri-Fäscht findet alle drei Jahre statt, das nächste Mal vom 5. bis zum 7. Juli 2019. Die Vorbereitungen beginnen jetzt. Der 59-jährige Albert Leiser, FDP-Gemeinderat und Direktor des Hauseigentümerverbands Stadt Zürich, wurde von der Generalversammlung des Vereins Zürcher Volksfeste zum neuen OK-Präsidenten des Züri-Fäscht gewählt. Für den gebürtigen Stadtzürcher ist das Fest mehr als ein Grossanlass, es ist ein Erlebnis und eine Bereicherung für die Stadt.

Wo sehen Sie Ihre Stärken für das Amt als Präsident des Züri-Fäscht?

Albert Leiser: Ich bin kommunikativ, strategisch denkend und in der Lage, Dinge rasch auf den Punkt zu bringen. Zudem bin ich durch meine politische Tätigkeit in Zürich sehr gut vernetzt, was für dieses Mandat förderlich ist.

Sie übernehmen das Präsidium von Ralph Kühne, der den Grossanlass zehnmal mitgestaltet hat. Werden Sie mit dem bestehenden Team zusammenarbeiten?

Ja. Mein Vorgänger wird künftig für Rechtsfragen zuständig sein, und auch der langjährige Geschäftsleiter, Roland Stahel, wird mich weiterhin unterstützen. Ich werde als neuer Präsident nie sagen, ich mache alles alleine und brauche niemanden mehr. Ich bin keine Einzelmaske, ich arbeite gerne mit Menschen im Team zusammen, weil sich dann Erfahrungen ergänzen. Ich will das Beste fürs Züri-Fäscht.

An Grossanlässen sollte höchste Sicherheitsstufe gelten. Macht Ihnen die aktuelle Lage Angst?

Angst nicht, aber wir haben Respekt. Das Thema Sicherheit wird uns intensiv beschäftigen. Wir müssen allfällige Bedrohungen im Auge behalten, auch wenn sich der Terror kaum verhindern lässt, wie man leider wieder im Fall Manchester gesehen hat. Wir wollen den Festbesucherinnen und -besuchern die höchstmögliche Sicherheit bieten und werden mögliche Szenarien prüfen. Um ein derart grosses Fest auf die Beine zu stellen, bedarf es einer enormen Vorbereitung. Wir setzen uns demnächst mit der Stadt zusammen, besprechen die Erkenntnisse des letzten Fests und überlegen, was wir allenfalls optimieren können. Das Rad lässt sich nicht neu erfinden, aber man kann frische Ideen und Inputs einfliessen lassen.

Ein Riesenfest hat auch Schattenseiten. Peter Rothenhäusler, Quartiervereinspräsident Zürich 1 r. d. Limmat, befürchtet, dass das Züri-Fäscht mehr Lärm und Abfall bringen wird als die Street-Parade.

Ich verstehe diesen Punkt, aber das Züri-Fäscht findet nur alle drei Jahre statt. Zudem wird gleich nach den Anlässen mit grossem Aufwand rasch aufgeräumt. Unter dem Strich sind diese Anlässe für den Standort Zürich ein grosser Mehrwert. Ich appelliere deshalb an die Toleranz von allen. Dass es in der Altstadt oder auch in den Kreisen 4 und 5 mal lauter zu- und hergeht, weiss man. Dafür geniesst man andere Privilegien, wenn man in der Stadt lebt.

Sie sind FDP-Gemeinderat, Direktor der Hauseigentümerverbände Stadt und Kanton Zürich und jetzt auch Präsident des Züri-Fäscht. Wie kriegen Sie das alles unter einen Hut?

Meine Tage dauern oft 14 bis 16 Stunden, und ich arbeite auch an den Wochenenden. Wenn ich etwas mache, dann will ich es richtig und gut machen. Ich habe eine Papieragenda und mache alle Termine selber ab, damit kann ich unmittelbar und flexibel agieren. Ich bin nicht gerne fremdbestimmt. Wenn sich auf meinem Pult die Papiere stapeln, dann priorisiere ich und mache alles Schritt für Schritt. Unter Druck arbeite ich am effizientesten.

Beim Hauseigentümerverband arbeiten 80 Personen. Was zeichnet einen guten Chef aus?

Ein guter Chef muss Menschen mögen und, indem er ihnen Leidenschaft vorlebt, die Leute nicht nur motivieren, sondern mitreissen können. Wir beim HEV sind wie eine Familie, ich kenne die Namen aller Angestellten, und meine Tür steht ihnen immer offen. Ich will als Chef nah- und erreichbar sein.

Sie setzen sich für die Wohnqualität und Bausparen ein.Warum ist das Ihnen wichtig?

Früher war ich selber Mieter, heute schätze ich es, Hauseigentümer zu sein. Es bedeutet für mich Freiheit, wenn man waschen und Musik hören kann, wann man will. Etwas tun, was anderen nicht wehtut, das ist für mich liberal, darum bin ich ja auch bei der FDP. Es ist mir ein Anliegen, Wohneigentum zu fördern, zu schützen und zu erhalten. Wir haben unser Haus in Zürich-Albisrieden bereits 1995 gekauft. Seither hat sich der Markt – nicht zuletzt aufgrund der tiefen Zinsen – verändert, und die Preise sind besonders in der Stadt stark gestiegen. Deshalb ist das Engagement des HEV wichtig.

Wie viele Zürcher besitzen aktuell Wohneigentum?

Die Wohneigentumsquote in der Stadt ist mit 9,9 Prozent gegenüber dem Landesschnitt von knapp 40 Prozent sehr tief. Hingegen werden 49 Prozent des Wohnraums in der Stadt von privaten Hausbesitzern zur Verfügung gestellt und vermietet. Die meisten kaufen heute ab vierzig Jahren etwas Eigenes. Eine Immobilie ist immer noch eine gute Wertanlage, man muss aber darauf achten, nicht zu teuer zu kaufen. 20 Prozent des Kaufpreises sollte aus Eigenkapital finanzierbar sein.

Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?

Ich bin oft in der Natur mit meiner Frau und unseren zwei Collies. Es ist mir vor Jahren einmal gelungen, meine Frau davon zu überzeugen, von Zürich zu unserem Ferienhaus im Tessin zu wandern. Dies mache ich jetzt jedes Jahr mit Freunden. Wir brauchen dafür eine Woche und entdecken immer wieder neue Gegenden wie die Greina-Hochebene. Dieses Jahr fliegen wir über Weihnachten mit unseren zwei erwachsenen Kindern nach Botswana. Ich bin überzeugt, dass man gemeinsame Erlebnisse nie mehr vergisst.

Zur Person: Albert Leiser wurde am 14. Juni 1957 in Zürich geboren, er ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Der eidg. dipl. Immobilientreuhänder war 14 Jahre im Bereich Liegenschaften/Hypotheken im Kader der Swiss Life tätig, zuletzt als Chef dieses Bereichs. Seit 2004 ist er Direktor der beiden Hauseigentümerverbände (HEV) Stadt und Kanton Zürich. Seit 1999 ist er FDP-Gemeinderat und war 2012/13 Gemeinderatspräsident der Stadt Zürich. 

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