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Interview

"Ohne Schirm, Charme und Generalabonnement gehe ich nicht aus dem Haus"

Von: Janine Grünenwald

14. Mai 2013

125 Frauen und Männer sitzen im Gemeinderat der Stadt Zürich. Wie ticken unsere Parlamentarier? Diese Woche mit Matthias Wiesmann, GLP

Tagblatt der Stadt Zürich: Welches ist Ihr Lieblingslokal in ­Zürich?

Matthias Wiesmann: Die Bauernschänke im Niederdorf. Es ist ein gemütlich-rustikales Lokal mit netter Bedienung, gutem Essen und einer anständigen Bierkarte. Auch die beiden alten Wandbilder und die Einrichtung aus Holz verbreiten viel Charme.

Was würden Sie in Zürich ändern?

Matthias Wiesmann: Man sagt den Zürchern immer nach, sie seien arrogant. Ich glaube, sie sind nicht arrogant, sondern ignorant. Ich wünsche mir wieder mehr Wertschätzung gegenüber den kleinen Dingen und den vielleicht nicht ganz so coolen Menschen.

Drei Dinge, ohne die Sie niemals das Haus verlassen . . .

Matthias Wiesmann: Schirm, Charme und Generalabonnement.

Wer ist Ihr Vorbild oder Kindheitsheld?

Matthias Wiesmann: Tja, es war Tarzan von TKKG. Später wurde er wegen Lizenzstreitigkeiten in Tim umgetauft. Da ich eher dem dünnen Brillenträger Karl glich, war ich von Tarzans Mut und seiner hübschen Freundin Gaby angetan. Ich hatte in beiden Disziplinen noch Luft nach oben.

Wann haben Sie das letzte Mal einen über den Durst getrunken?

Matthias Wiesmann: Vor ein paar Wochen, als ich in Lörrach dem badischen Weinschaffen eine Chance geben wollte. Und die Weine haben diese genutzt.

Haben Sie schon einmal Drogen ­konsumiert?

Matthias Wiesmann: Mit 18 habe ich ein paar Joints geraucht. Der Kiffer-Look hat mich dann aber doch zu sehr abgeschreckt, und ich habe es bleiben lassen.

Wann haben Sie zum letzten Mal ­geweint?

Matthias Wiesmann: Ich schaue im Fernsehen nur Fussball oder diese Sendungen, in denen Restaurants gerettet werden. Wenn am Schluss gezeigt wird, wie alles gelungen ist und im Hintergrund schnulzige Musik läuft, dann kann es gut sein, dass ich ein paar Tränen verdrücke.

Glauben Sie an Gott?

Matthias Wiesmann: Nein. Aber wenn ich mir die Natur so anschaue, dann finde ich diese «göttlich».

Wer ist Ihr Lieblingsmusiker?

Matthias Wiesmann: Momentan höre ich gerne KT ­Tunstall oder Emiliana Torrini. Und seit ich vor kurzem den Film über Sixto Rodriguez gesehen habe, läuft bei mir auch häufig seine Musik.

Geben Sie einem Bettler Geld?

Matthias Wiesmann: Früher nicht. Heute frage ich, wofür er das Geld braucht. Wenn er sich dann nicht sowieso gleich aus dem Staub macht und mich überzeugen kann, dann gebe ich gerne etwas.

Wo liegt für Sie die Obergrenze eines vertretbaren Jahresgehalts?

Matthias Wiesmann: Starre Regeln finde ich schlecht. Ich halte auch hohe Löhne für vertretbar. Was ich allerdings nicht goutiere, sind Antritts- oder Abgangsentschädigungen und absurd hohe Boni.

Sex ohne Liebe. Was halten Sie ­davon?

Matthias Wiesmann: Das ist nichts für mich. Aber wem das gefällt, bitte.

Sie gehen mit Ihrer Partnerin fein ­essen. Was darf es höchstens ­kosten?

Matthias Wiesmann: Meine Freundin und ich haben während des Studiums in der Gastronomie gearbeitet und probieren gerne neue Restaurants aus. Es kann durchaus mal passieren, dass wir leer schlucken, wenn die Rechnung kommt.

Diesen Zürcher hätte ich gerne mal persönlich getroffen . . .

Matthias Wiesmann: Thomas Ignaz Scherr. Er engagierte sich in den 1830er-Jahren unter anderem als Regierungsrat und Direktor des Lehrerseminars Küsnacht für die Umsetzung der liberalen Bildungsideen und säkularisierten Schulstoff.

Von welchem Beruf träumten Sie als Kind?

Matthias Wiesmann: Radiomoderator, Hotelier und Bun­des­rat.

Wohin wollten Sie schon immer mal verreisen?

Matthias Wiesmann: Zur Südspitze Südamerikas. Vielleicht auch wegen Bruce Chatwins Buch «In Patagonien».

Was wäre Ihre Henkersmahlzeit?

Matthias Wiesmann: Rollgerstenrisotto mit Radicchio und Parmesan, begleitet von Nüsslisalat mit Ei. Zu einem schönen Stück Rindsfilet würde ich auch nicht Nein sagen. Aber viel wichtiger wäre eine gute Flasche Wein dazu.

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