Interview
"Ohne Selbstliebe klappt kein Flirt"
Von: Ginger Hebel
Flirtkurs: Die Berlinerin Julia Mattes weiss, wie man jemanden anspricht und spielerisch in Kontakt tritt. Sie bringt den Zürcherinnen und Zürchern das Flirten bei.
Julia Mattes, ist Flirten lernbar?
Ja, und die gute Nachricht: Wir alle können flirten, seit wir klein sind. Kinder sind Weltmeister im Flirten, sie reissen die Augen auf, schäkern mit Fremden, lächeln verschmitzt. Viele von uns haben nur verlernt, wie man flirtet.
Was ist die wichtigste Voraussetzung, um zu flirten?
Man muss offen sein, neugierig und mutig, und nicht warten, bis jemand auf einen zugeht. Frauen dürfen übrigens auch Männer ansprechen oder aber die richtigen Signale setzen, um angesprochen zu werden. Die innere Einstellung ist entscheidend, man muss Lust haben – und sich selber mögen. Ohne Selbstliebe geht es nicht, denn wie sollen mich andere mögen, wenn ich mich selber nicht mag?
Darf man flirten, wenn man vergeben ist?
Natürlich, ich bin selber in einer Beziehung und flirte trotzdem jeden Tag. Flirten ist nicht nur etwas für Singles, es geht nicht primär darum, einen Partner oder eine Partnerin zu finden. Flirten hilft auch im Beruf. Es kommen viele Verkäufer in meine Kurse, sie verkaufen besser, wenn sie Flirttechniken anwenden. Das Ziel soll nicht sein, jemanden anzugraben, sondern Sympathie beim Gegenüber zu erzeugen und eine positive Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Auch ist es wichtig, dass Verheiratete miteinander flirten, um die Magie in der Beziehung zu bewahren.
Was soll man denn sagen, wenn einem jemand gefällt?
Ein einfaches Hallo genügt für den Anfang. Man sollte sich nicht zu viele Gedanken machen und darf ruhig auch zugeben, dass man nervös ist. Welcher Anmachspruch geht gar nicht? Anmachsprüche können funktionieren, müssen aber nicht. Wenn sie einstudiert wirken, dann spürt man es meistens, und das kommt nicht gut an. Wichtig ist, dass man nicht gleich jemanden mit einem Kompliment überfällt, besser zuerst Blickkontakt aufnehmen und lächeln. Komplimente sind aber wichtig, denn sie machen einen Smalltalk erst zum Flirt. Wenn Komplimente, dann aber nur ernst gemeinte. Hat ein Mann einen Bierbauch, dann sollte ich ihm nicht sagen, was für eine tolle Figur er hat, das ist gelogen. Wenn mir jemand sagt, dass ich schöne blaue Augen habe, dann berührt mich das weniger, weil ich es schon oft gehört habe. Sagt hingegen jemand, dass man in meinen Augen meine Offenheit erkennen kann, dann freut mich das, weil es zeigt, dass sich jemand Gedanken gemacht hat.
Welche Rolle spielt das Outfit?
Es ist nicht zwingend, sich sexy zu kleiden. Im Winter sind wir eingemummelt, doch gerade Weihnachtsmärkte sind super Flirtorte. Die Ausstrahlung zählt.
Viele wollen nicht flirten, weil sie Angst haben, abgewiesen zu werden.
Weil oft zu hohe Erwartungen im Spiel sind. Hinzu kommt die sexuelle Komponente, dabei ist Flirten etwas unverbindliches. Man kann es wunderbar im Alltag üben, beim Einkaufen zum Beispiel. Nur wer es viel tut, wird ein Flirtprofi.
Was können Zürcher von Berlinern in Sachen Flirten lernen?
Wie man spielerisch und mit einer gewissen Entspanntheit Kontakte knüpft. Wir Deutschen sind etwas offensiver als Schweizer, dafür lächelt ihr definitiv mehr. Davon können wir uns eine Scheibe abschneiden.
Warum macht Ihnen Flirten Spass?
Weil ich gerne schöne Momente verschenke, und ein Flirt ist ein Geschenk. Ich freue mich, wenn etwas zurück kommt, aber ich bin auch nicht traurig, wenn es nicht so ist, ich nehme es auch nicht persönlich. Ich flirte übrigens mit allen, mit Männern und mit Frauen, flirten ist geschlechterübergreifend, womit wir wieder bei den Kindern wären. Sie flirten mit allem und jedem, und wir haben das mal gelernt, wir müssen es nur wieder üben.
Julia Mattes (34) ist Flirtcoach und Kommunikationstrainerin und lebt in Berlin. Für Flirtkurse kommt sie nach Zürich. Wann: 28./29. November und 30./31. Januar jeweils 13.30 bis 18.30 Uhr (Samstag) und 11 bis 16 Uhr (Sonntag). Wo: Quartierzentrum Aussersihl (Bäcki), Raum 3, Hohlstrasse 67. Kursgebühr: 330 Franken. Wer bis 13. November bucht, zahlt 290 Franken. >
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