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Interview

Will in Zürich etwas bewegen: Stadtratskandidat Marco Camin. Bild: PD

Stadtratswahlen 2013. Marco Camin: "Ich will Stadtrat werden, weil ich Menschen mag"

Von: Andy Fischer

06. Februar 2013

Am 3. März wählt das Zürcher Stimmvolk einen Ersatz für den freiwerdenden Stadtratssitz von FDP-Mann Martin Vollenwyder. In der Poleposition ist dessen Parteikollege Marco Camin. Der 48-jährige Inhaber eines zahntechnischen Labors über Moneten, Macht und Monumente.

Tagblatt der Stadt Zürich: Herr Camin. Eigentlich verstehe ich Sie nicht.

Marco Camin: (zögert) Aha, was verstehen Sie nicht?

Sie führen ein gut laufendes Unternehmen und wollen Stadtrat werden. Das ist in der grössten Stadt der Schweiz kein Zuckerschlecken – würden Sie gewählt, hätten Sie viel weniger Freizeit. Warum wollen Sie sich das antun.

Camin: Weil ich Verantwortung übernehmen möchte für unsere Gesellschaft. Als Unternehmer, Gewerbler, Familienvater und auch als Politiker decke ich ein grosses Spektrum ab. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, mich in der Stadtpolitik einzubringen.

Tönt schön, aber eigentlich geht es Ihnen doch wie den meisten Politikern. Sie haben Freude an der Macht.

Camin: Nein, Macht interessiert mich nicht. Da gäbe es erstrebenswertere Positionen als das Amt eines Stadtrats. Ich will mich ganz einfach für die Stadtbevölkerung einsetzen und etwas bewegen.

Also ganz der selbstlose Politiker?

Camin: Was heisst schon selbstlos. Dieses Amt würde mir natürlich auch Spass machen. Und es motiviert mich, wenn der «Charre» vorwärtsgeht.

Aber Sie könnten es auch einfacher haben. Das schöne Haus, das Sie von der Gotte geerbt haben, veräussern, die Firma verkaufen und das Leben geniessen. Dolcefarniente müsste Sie mit Ihren italienischen Wurzeln doch etwas reizen.

Camin: Für so eine Haltung bin ich zu jung (lacht). Ich habe drei Kinder im Alter von 12, 16 und 17. Ich muss dafür sorgen, dass sie eine gute Zukunft haben. Abgesehen davon: Nichts machen ist doch kein Ziel.

Aber Sie sind sich schon bewusst, dass der Lohn eines Stadtrats begrenzt ist auf 244 500 Franken?

Camin: Ja.

Sie würden deutlich weniger verdienen als jetzt.

Camin: Im Moment mache ich Wahlkampf, gebe mehr aus, als ich einnehme. Aber man sollte sowieso nicht des Geldes wegen Stadtrat werden, sondern weil man die Menschen gern hat.

Sie sind gelernter Zahntechniker und der Beweis, dass man es in diesem Land auch ohne Studium zu etwas bringen kann.

Camin: Genau. Das duale Bildungssystem in der Schweiz ist eine Perle, die weiterhin glänzen können muss. Ich will mich dafür einsetzen.

Jetzt machen wir ein kurzes Züri-Quiz. Welches ist der höchste Punkt der Stadt?

Camin: (studiert) Ich tippe auf die Waid.

Falsch. Seit kurzem besitzt die Stadt auf dem Vrenelisgärtli im Glarnerland zwei Quadratmeter Land. Und das auf einer Höhe von 2904 Metern. Wie viele Einwohner zählt Zürich?

Camin: Etwa 375 000.

Falsch – richtig wäre 395 595. Wie hoch ist der Ausländeranteil?

Camin: Ich würde mal schätzen so 30 Prozent.

Es sind 31,3 Prozent. Zu viel für Sie?

Camin: Zürich war immer eine weltoffene Stadt. Wir profitieren von den vielen Fachleuten aus dem Ausland. Die Stadt prosperiert auch dank den Einwanderern. Ich bin ja selbst ein Secondo.

Welcher Stadtkreis hat am meisten Einwohner?

Camin: Der Kreis 4?

Nein, der Kreis 11, also Affoltern, Oerlikon, Seebach mit insgesamt 69 268 Einwohnern. Sie wollen sich für ein fortschrittliches Zürich einsetzen. Was meinen Sie damit?

Camin: Fortschrittlich heisst, ich will ein qualitatives Wachstum. Das bedeutet, wir sollten nicht einfach grösser und schneller etwas erreichen. Es muss dabei auch an die Umwelt gedacht werden, ans soziale Gefüge.

Sie sind für das verdichtete Bauen – Zürich ist heute schon eine der am dichtesten besiedelten Grossstädte Europas. Wird es nicht langsam zu eng in der Stadt?

Camin: Mit dem verdichteten Bauen schafft man die Möglichkeit, dass die Menschen in derselben Stadt arbeiten und wohnen können. Und obwohl Zürich dicht besiedelt ist, hat die Stadt eine Biodiversität, die sogar höher ist als auf dem Land.

Der Prime Tower hat es Ihnen angetan. So eine Skyline à la Frankfurt – würde Ihnen das gefallen?

Camin: Wir müssen in Zürich keine anderen Städte kopieren. Aber der Prime Tower gefällt mir. Er ist ein schönes Symbol, wie auf Basis von Altem Neues entsteht.

Zwei Fragen zum Schluss: Der Hafenkran – cooles Projekt oder Hafenkäse?

Camin: Ein überbewertetes Projekt. Klar, Kunst darf provozieren. Mich spricht es nicht wirklich an – es gibt Wichtigeres anzupacken.

GC oder FCZ?

Camin: FC Seefeld.

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