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Interview

Nicht mehr obligatorisch, trotzdem sinnvoll: Veloglocke. Bild: SB

"Veloglocke ist das beste Warnsignal"

Von: Sacha Beuth

21. Februar 2017

Seit ein paar Wochen sind Glocken an Velos nicht mehr obligatorisch. Dave Durner (48), Geschäftsführer Pro Velo Kanton Zürich, fürchtet, dass sich dies negativ auf die Sicherheit von Fahrradfahrern und Fussgängern auswirken könnte.

Haben Sie die Glocke an Ihrem Velo schon abmontiert?

Dave Durner: Nein, diesen Zusatzaufwand werde ich mir ersparen. Ausserdem bin ich, wie Pro Velo Schweiz, der Meinung, dass sich die Abschaffung des Obligatoriums negativ auf die Sicherheit von Fahrradfahrern und Fussgängern auswirken könnte.

Wieso?

Weil eine Velo-Klingel, genauer der Klingelton, das beste Warnsignal ist.

Nimmt man in einer Stadt wie Zürich, wo generell ein hoher Lärmpegel herrscht und viele Passanten mit Stöpseln im Ohr unterwegs sind, die Veloklingel überhaupt wahr?

Durchaus. Ich brauche die Klingel zwar relativ selten, aber wenn, hat sie bislang immer geholfen. Zum Beispiel auf meinem Arbeitsweg. Dieser führt durch den Irchelpark, und da gibt es einige schmale Stellen. Wenn da drei Fussgänger nebeneinander laufen, dann klingle ich kurz, und die Leute machen Platz.

Wird durch das Klingeln nicht erst recht ein Unfall erzeugt, weil Fussgänger dadurch erschrecken?

Das kann leider passieren. Darum empfehlen wir, immer frühzeitig zu klingeln. Manchmal genügt auch ein Pfiff oder ein Zuruf. Allerdings sind Letztere nicht so eindeutig wie eine Veloglocke, da man nicht immer sofort weiss, woher die Warnung kommt bzw. wem sie gilt.

Das Bundesamt für Strassen begründet die Abschaffung damit, dass eine Glocke ohnehin nur für Velos ab 11 kg Gewicht Pflicht war, die meisten Räder heutzutage aber leichter sind.

Da würde mich interessieren, mit welchen Fahrrädern die Leute vom Astra unterwegs sind. Tatsache ist, dass mit Ausnahme von Rennvelos oder gewissen Mountainbikes die meisten Zweiräder diese Limite überschreiten. Insbesondere die E-Bikes, die immer mehr aufkommen.

Ist es nicht ein paradox, dass gerade die Velofahrer, die mit hoher Geschwindigkeit unterwegs sind – namentlich Rennfahrer und Kuriere –, schon vorher nur selten eine Glocke am Rad montiert hatten?

Nach meiner Wahrnehmung ist das zumeist kein Problem, da Rennvelofahrer und Kuriere in der Regel nicht auf den gleichen Verkehrswegen unterwegs sind wie die Fussgänger. Trotzdem kann es in den Mischverkehrszonen zu gefährlichen Situationen kommen. Das ist mit ein Grund, warum wir getrennte Wege für Fussgänger und Velofahrer fordern.

Was raten Sie Velofahrerinnen und Velofahrern in Zürich?

Klingel abmontieren oder weiter benützen? Ganz klar: dranlassen und wenn nötig immer benützen.

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