mobile Navigation

Interview

Petar Pusic im Einsatz für die Grasshoppers. Bild: GCZ

«Wir können das Ding gewinnen»

Von: Sacha Beuth

23. März 2021

Als einer von nur gerade zwei Spielern von einem Stadtzürcher Klub nimmt Petar Pusic (22) für die Schweiz an der am 24. März beginnenden Fussball-U21-EM in Ungarn und Slowenien teil. Der Mittelfeldspieler ist voller Vorfreude auf das Turnier – insbesondere auf das Gruppenspiel gegen sein zweites Heimatland Kroatien. 

Als einer von 23 Schweizer Junioren dürfen Sie an der U21-EM-Endrunde teilnehmen. Was bedeutet das für Sie?

Petar Pusic: Das macht mich einerseits sehr stolz. Anderseits erfüllt es mich auch mit Genugtuung, weil es zeigt, dass der ganze Aufwand, die vielen Mühen, nicht umsonst waren. Zwar hatte ich nach den Gesprächen mit Trainer Mauro Lustrinelli schon das Gefühl, dass er auf mich setzt und im Hinterkopf erwartet, dass ich dabei bin. Aber so richtig beruhigt war ich erst, als das Aufgebot per E-Mail verschickt wurde. Und natürlich verspüre ich eine grosse Vorfreude. Die Gelegenheit, sich mit den Besten Europas zu messen, gibt es schliesslich nicht alle Tage.

Mischt sich zum Stolz auch etwas Sorge. Schliesslich erhöht sich mit der Teilnahme bzw. der Reise nach Ungarn und Slowenien das Risiko, sich mit Corona zu infizieren?

Ich habe wohl Respekt vor Corona und den Massnahmen, aber keine Angst davor. Wenn ich mich infiziere, dann hätte das auch anderswo passieren können. Wichtig ist, sich an Hygiene-Regeln zu halten und das mache ich.

Seit zehn Jahren hat sich die Schweiz wieder für eine U21-EM-Endrunde qualifizieren können. Warum diese lange Durststrecke?

Das ist schwierig zu beantworten, denn da spielen so viele Komponenten eine Rolle, darunter auch wie viel alle Beteiligten und der Verband bereit sind, zu investieren. In diesem Punkt kann ich dem Schweizerischen Fussballverband SFV für diese Kampagne nur ein Lob aussprechen, haben uns die Verantwortlichen doch immer gezeigt, wie wichtig ihnen unser Team ist.

Was für Ziele haben Sie sich an der EM gesetzt?

Mit dem Team die Gruppenphase überstehen – das hat erste Priorität. Individuell will ich das Bestmögliche herausholen. Schliesslich ist die EM eine Riesenbühne, um sich zu zeigen.

Die Schweiz hat sich in der Qualifikation mit neun Siegen in zehn Spielen punktgleich mit den erstplatzierten Franzosen durchgesetzt. Doch mit Kevin Rüegg (verletzt) sowie Eray Cömert, Ruben Vargas und Becir Omeragic (alle A-Nati) fehlen nun an der Endrunde vier Teamstützen. Wie schwer wiegt dieser Verlust?

Für uns ist dies natürlich ein enormer Nachteil, denn die vier sind alle sehr erfahren, allen voran Ruben, der auch noch ein guter Kollege von mir ist. Andererseits freue ich mich für sie, dass sie den Sprung in die A-Nati geschafft haben. Auch wenn ich mir sicher bin, dass sie mindestens genauso gerne mit uns an die EM gereist wären.

In den Gruppenspielen bekommt es die Schweiz mit England, Portugal und Kroatien zu tun. Wie sind diese Gegner einzuschätzen?

England ist wohl der stärkste der drei. Allein wenn man sich die Namen anschaut, spricht das Bände. Das sind alles Premier-League-Spieler, die teilweise schon wichtige Funktionen in ihrem Klubteam innehaben. Die werden wenige individuelle Fehler machen und unsere Chance liegt darin, diese wenigen Fehler zu nutzen. Portugal ist spielerisch sehr stark und setzt auf Ballbesitz, ist aber konteranfällig. Gegen sie müssen wir versuchen, über die Zweikämpfe das Spiel an uns zu reissen. Das gilt auch für die Partie gegen Kroatien. Auf dem Papier sind sie der am wenigsten starke Gegner. Aber wenn es ihnen mal läuft, ist es schwer, sie zu stoppen.

Sie besitzen nebst dem Schweizer auch den kroatischen Pass. Gerät man da nicht in einen Konflikt? Sprich: Wäre Ihnen ein anderer Gruppengegner lieber gewesen?

Nein, ich finde es vielmehr schön, wenn ich gegen zweites Heimatland spielen darf. Und meine Verwandten finden das auch nicht schlimm. Für sie kommt zuerst Petar und dann Kroatien. Aber natürlich wäre es allen einschliesslich mir am liebsten, wenn die Schweiz und Kroatien weiterkommen.

Im Kader der Schweizer U21 befinden sich mit Ihnen und Toni Domgjoni vom FCZ nur gerade zwei Spieler aus Stadtzürcher Klubs. Warum hinken GC und der FCZ, die einst auch im Juniorenbereich tonangebend waren, nun hinterher?

Ich kann da nur für GC sprechen. Der Klub machte eine schwierige Zeit durch, es gab viel Unruhe in den letzten Jahren, worunter vielleicht auch die Anziehungskraft für talentierte Junioren gelitten hat. Eine andere mögliche Erklärung ist, dass Fussball gerade in der Stadt Zürich an Bedeutung verloren hat, während er in anderen Städten höher gewichtet wird.

Zum Schluss noch die Bitte um eine Prognose: Wer wird U21-Europameister und wie schneidet die Schweiz ab?

Einerseits will ich nicht überheblich klingen und sagen, wir kommen in den Final. Anderseits gehen wir alle mit der Überzeugung dahin, dass wir das Ding gewinnen können. Wir haben die nötige Qualität. Und das führt auch gleich zur Frage nach dem grossen Favoriten. Das sind für mich die Franzosen. Die haben uns im Rückspiel der Qualifikation mit 3:1 geschlagen. Allerdings haben wir sie im Hinspiel mit dem gleichen Resultat besiegen können ...

Zur Person

Petar Pusic kam am 25. Januar 1999 in Schaffhausen zur Welt. Der schweizerisch-kroatische Doppelbürger begann seine Fussballkarriere bei Sporting Club Schaffhausen, wechselte dann 2008 zum FC Schaffhausen und 2011 zu GC. Seit Februar 2017 gehört er dem Fanion- team der Grasshoppers an und gab noch im gleichen Monat sein Debüt in der Superleague. Sein Debüt in der U21-Nati erfolgte am 25.5. 2018 beim 2:1-Sieg im Freundschaftsspiel gegen Frankreich (2:1). Inzwischen stand er 15-mal für das Lustrinelli-Team im Einsatz (2 Tore).

EM-Spieltermine der Schweizer U21-Nati

Die Schweiz befindet sich an der U21-Endrunde in Slowenien und Ungarn (24.–31.3. Gruppenphase, 31.5.–6.6. K.O.-Runde) in der Gruppe D. Gruppengegner sind England (in Koper, 25.3., Spielbeginn 15 Uhr), Kroatien (in Koper, 28.3., 18 Uhr) und Portugal (in Ljubljana, 31.3., 18 Uhr). Die Partien werden von SRF zwei bzw. SRF info übertragen.

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare