mobile Navigation

Interview

Freut sich auf die kommenden Playoffs: Patrick Geering, Captain der ZSC Lions. Bild: SB

«Wir müssen alle bereit sein, richtig zu ‹chrampfen›»

Von: Sacha Beuth

13. März 2024

EISHOCKEY Nach ihrer souveränen Qualifikation für die Playoffs sind die ZSC Lions der grosse Favorit auf den Titelgewinn. Damit dies auch klappt, hat Captain Patrick Geering (34) ein einfaches Rezept. 

Mit sieben Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten Fribourg haben die ZSC Lions die Regular Season beendet. Nur kann man sich damit nichts kaufen. Entscheidend ist, wie man die Playoffs abschliesst. Dort wartet als erster Gegner am Samstag entweder Biel oder Ambri (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht bekannt). Das «Tagblatt» sprach mit Captain Patrick Geering, wie die Löwen das Unternehmen «Playoff» angehen und abschliessen wollen.

Hätten Sie Anfang Saison gedacht, dass sich Ihr Klub so souverän für die Playoffs qualifiziert?

Patrick Geering: Sagen wir so: Ich hätte Anfang Saison dafür unterschrieben. Wir hatten aber auch gleich zu Beginn hohe Erwartungen an uns und haben hart für den Erfolg gearbeitet. Hinzu kommt, dass es weder einen Trainerwechsel noch eine Systemumstellung gab, wir also Kontinuität und Ruhe im Team hatten. Insgesamt bin ich zufrieden, wie es bislang gelaufen ist. Aber mit den Playoffs beginnt alles wieder bei null.

Die Lions treffen in den Playoffs zuerst entweder auf Biel oder Ambri. Wo sind deren Stärken und welcher der beiden wäre Ihnen lieber?

«Lieber» ist mir keiner der beiden. Alle, die sich für die Playoffs qualifizieren, haben es verdient, haben ihre Qualitäten und dürfen nicht unterschätzt werden. An Biel würde mich reizen, dass wir mit denen nach der 0:4-Halbfinal-Serie in der letzten Saison noch eine Rechnung offen haben. Ambri ist spannend, weil ich gerne die Playoffstimmung in deren Stadion erleben möchte. Sowohl Biel wie Ambri sind offensiv gefährlich, haben schussstarke Stürmer und gute Coaches.

Ist es für die Lions eher ein Vorteil oder eher ein Nachteil, auf einen Gegner zu treffen, der schon zwei Spiele im K.O.-Modus absolviert hat?

Die lange Pause ist schon ungewohnt. Aber das darf keine Ausrede sein. Grundsätzlich liegt es an uns. Es ist wichtig, dass wir von Anfang an bereit sind und nicht warten, bis wir irgendwann die «Betriebstemperatur» erreichen.

Mit Genf-Servette hätten die Lions nach dem 0:3 in der Playoff-Halbfinalserie 2021 ebenfalls noch eine Rechnung offen. Doch der letztjährige Meister und aktuelle Cham­pions-League-Sieger schaffte es nicht unter die besten 8. Auch für Sie überraschend?

Nicht wirklich. Erstens ist die Liga so ausgeglichen wie vielleicht noch nie. Zweitens weiss ich aus eigener Erfahrung, dass nach so einer erfolgreichen, aber auch fordernden Saison anschliessend die Luft draussen ist. Das war vermutlich auch bei den Genfern der Fall. Hätten sie sich aber doch noch gegen Biel durchgesetzt und für die Playoffs qualifiziert, hätte ich ihnen einiges zugetraut, denn so etwas setzt neue Kräfte frei und die Playoffs haben ihre eigenen Gesetze.

Playoff-Zeit ist auch die Zeit von besonderen Ritualen bei den Spielern und wird nicht selten auch in deren Umfeld anders wahrgenommen als die Regular Season. Wie ist dies bei Ihnen?

Ich habe zwar keine besonderen Rituale. Aber es ist schon so, dass ich eine Veränderung an mir selbst spüre. Während der Playoffs dreht sich fast dein ganzes Sein, dein Denken, ja sogar dein Atmen nur um Eishockey. Das kann für dein Umfeld schon belastend sein. Meine Frau ist das zum Glück gewohnt und weiss, wie sie damit beziehungsweise mit mir umzugehen hat. Und wenn du im Treppenhaus von Nachbarn darauf angesprochen wirst und sie dir viel Glück im nächsten Spiel wünschen, dann hat das auch seine schönen Seiten.

Den letzten Meistertitel holten die Lions 2018. Was braucht es, damit es diese Saison wieder klappt?

Wir haben ein Team mit guten und erfahrenen Spielern auf allen Positionen. Die Qualität ist also vorhanden, dringende Verstärkungen braucht es meines Erachtens nicht. Einzig bei der Effizienz im Powerplay ist noch Luft nach oben. Entscheidend ist, dass wir einerseits unsere Qualität auch abrufen. Und andererseits jeweils einen Tick mehr Einsatz geben als der Gegner. Wir müssen alle bereit sein, richtig zu «chrampfen». Hart zu uns selbst sein, härter auftreten und versuchen, das Glück, das man manchmal auch benötigt, zu erzwingen.

Etwas, das in der Regular Season noch teilweise gefehlt hat. Dort konnte man nur 4 von 12 Matches, die nach der regulären Spielzeit noch nicht entschieden waren, gewinnen.

Dem darf man nicht zu viel Bedeutung beimessen und muss es abhaken. Abgesehen davon haben wir auch da Punkte geholt, wenn auch nicht die maximale Anzahl.

Bleibt die obligate Schlussfrage: Wer wird am Ende der Saison den Titel holen?

Der, der das letzte Spiel gewinnt (lacht). Und wir setzen alles daran, dass wir das sein werden. Leicht wird es jedenfalls nicht. Praktisch alle Teams haben das Potenzial für den Titel. Einen klaren Favoriten gibt es meines Erachtens nicht. Jeder kann jeden schlagen. Gut möglich, dass am Ende Kleinigkeiten den Ausschlag geben werden.

Die ZSC Lions tragen ihre erste Playoff-Viertelfinalpartie (Best of Seven) der Saison 2023 / 24 am Samstag, 16.3., um 20 Uhr in der Swiss Life Arena in Altstetten aus.

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir 1 ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare