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Interview

Die Berufsmesse Zürich dient vielen Jugendlichen als Orientierungshilfe bei der Berufswahl. Bild: ZVG

«Wir müssen den Vorsprung behalten»

Von: Sacha Beuth

21. November 2017

BERUFSMESSE ZÜRICH In der Messe Zürich werden seit gestern 240 Lehrberufe und Grundbildungen sowie 300 Weiterbildungsmöglichkeiten vorgestellt. Im Zentrum einer Sonderschau steht die Digitalisierung. Diese ist für Thomas Hess (52), Geschäftsführer des Kantonalen Gewerbeverbandes Zürich, mehr als Chance denn als Gefahr zu sehen.

Warum braucht es die Berufsmesse Zürich?

Thomas Hess: Weil sie einerseits mit ihrem vielfältigen Angebot einen ausgezeichneten Überblick über die verschiedenen Berufe gibt und so die ideale Orientierungshilfe für Mädchen und Buben im Berufswahlalter bildet. Wohl nur an unserer Messe haben Jugendliche die Möglichkeit, die verschiedenen Berufe auch über praktische Arbeiten kennen zu lernen. Die Berufsmesse bietet den Eltern und Lehrern, welche die Kinder in der Berufswahl unterstützen, die optimale Plattform, dies professionell zu tun. Nicht ohne Grund besuchen uns jeweils ganze Schulklassen.

Welche Voraussetzungen muss man generell als künftige Arbeitskraft mitbringen?

Grundsätzlich wird man noch flexibler sein müssen, was die Arbeit an sich, aber auch den Arbeitsort und die Arbeitszeit angeht. Wichtig sind vor allem Kreativität, aber auch Neugier und Sozialkompetenz. Letztere, weil man in immer mehr Berufen in direkten Kontakt mit dem Kunden kommen wird. Und man muss in der Lage sein, sich sowohl analog als auch digital vernetzen zu können. Gleichzeitig geniessen Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Freundlichkeit weiterhin einen hohen Stellenwert.

Wieso bildet heuer die Digitalisierung einen Messe-Schwerpunkt?

Weil dieses Thema in aller Munde ist und praktisch jeden Beruf auf die eine oder andere Weise betrifft. Natürlich hätte es auch schon letztes Jahr gepasst, doch damals war es vielen Ausstellern noch nicht möglich, den Besuchern die dafür nötigen Geräte zu Ansichts- und Testzwecken zur Verfügung zu stellen. Zudem fehlte uns das Zusatzbudget für die Sonderschau «Berufswelten der Zukunft», in welche das Thema Digitalisierung integriert ist.

Welche Berufe sind von der Digitalisierung besonders betroffen?

Alle, bei denen eine Automatisierung möglich ist, etwa bei Maschinenbauern, Elektrotechnikern oder Kassierern. Auch dort, wo Algorithmen eine wichtige Rolle spielen, etwa in der Buchhaltung oder bei ersten juristischen Ersteinschätzungen, könnten künftig Maschinen die Aufgaben von Menschen übernehmen. Weiter werden Bereiche wie die klassische Reisebranche, der Detailhandel oder auch Taxidienste noch stärker zu kämpfen haben, weil die Bedeutung von Online-Handel und -Diensten noch mehr zunehmen wird.

Welche Auswirkungen wird dies mit sich bringen?

Einige Berufe werden vielleicht verschwinden, dafür werden im Gegenzug neue entstehen, insbesondere solche, in denen Kreativität gefragt ist. Die gängigen Karrieren, wonach man ein- und denselben Beruf von der Lehre bis zur Pensionierung – womöglich noch beim gleichen Arbeitgeber – ausübt, wird es kaum noch geben. Auf der anderen Seite wird es beispielsweise auch in Zukunft weiterhin Handwerker brauchen, nur dass diese für die eine oder andere Arbeit digitale Kenntnisse benötigen werden.

Was halten Sie von dieser Entwicklung?

Sie ist sicher nicht für alle rosig, bringt aber insgesamt mehr Chancen als Gefahren mit sich. Wir Schweizer sind generell innovativ, flexibel und anpassungsfähig. Diese Eigenschaften sind und bleiben gefragt. Und dank unserem dualen Bildungssystem sind wir, was die Arbeitsmarkt­situation angeht, international gesehen gut positioniert. Wir haben oft eine Nasenlänge Vorsprung gegenüber anderen Nationen. Den müssen wir behalten.

Berufsmesse Zürich

Die 13. Berufsmesse Zürich findet vom 21. bis zum 25. November in der Messe Zürich statt. Die Ausstellung ist von Dienstag bis Freitag von 8.30 bis 17 Uhr und am Samstag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos.
Weitere Infos: www.berufsmessezuerich.ch.

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