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Interview

Bild: SB

"Wir sind auf dem Weg zu einem Top-Ergebnis"

Von: Sacha Beuth

06. August 2013

Die Sonne brennt, das Thermometer zeigt über 30 Grad Celsius an – was gibt es da Schöneres, als in einem der Stadtzürcher Freibäder Abkühlung zu suchen? Entsprechend hoch ist dort das Besucheraufkommen, und das bringt auch einige Probleme mit sich. Welcher Art diese sind und was dagegen unternommen wird, verrät Thomas Kralemann (54), Bereichsleiter Nord der Abteilung Badeanlagen beim Sportamt der Stadt Zürich.

Tagblatt der Stadt Zürich: Thomas Kralemann, nach dem kühlen und regnerischen Start zieht es gegenwärtig die Leute in Massen in die Badis. Wird dadurch die Saison gerettet?

Thomas Kralemann: Wir sind zumindest auf gutem Weg dazu. Die Saison hat tatsächlich träge angefangen, doch letzte Woche haben wir die Millionengrenze geknackt. Gegenwärtig liegen wir 44 Prozent über dem Vorjahr. Wenn der August so schön und trocken wird wie 2012, werden wir diese Saison sogar ein Top-Ergebnis erreichen.

Grosse Hitze, viele Benutzer – besteht da nicht die Gefahr, dass die Wasserqualität leidet?

Kralemann: An solchen Tagen sorgen wir durch vermehrte Frischwasserzufuhr und den Einsatz von Chemikalien dafür, dass die hohe Wasserqualität erhalten bleibt. In den Fluss- und See­bädern geht das aus verständlichen Gründen nicht. Aber auch hier braucht man sich keine Sorgen zu machen. Das kantonale Labor nimmt in allen Badis regelmässig Messungen vor, und die Werte sind nach wie vor gut.

Der nasse Frühsommer hat an manchen Orten eine Invasion an Stech­insekten ausgelöst. Gab es deswegen auch in den Zürcher Badis vermehrt Klagen?

Kralemann: Nein. Die Stichverletzungen liegen im normalen Rahmen, und in unseren Sanitätsposten sind wir auch gut für solche Fälle gerüstet. Eine Zunahme gibt es meist dann, wenn der Klee blüht. Dann handelt es sich in der Regel um Stiche von Bienen, auf die unachtsame Besucher getreten sind.

Aggressive Tierchen sind das eine. Leider gibt es in den Badis auch aggres­sive Menschen wie etwa die beiden Männer, die kürzlich in Dübendorf beim Streit um einen Schwimmreifen einen Jugendlichen verprügelten. Wie geht man in Zürich dieses Problem an?

Kralemann: Eine derartig gewalttätige Aktion gab es bei uns zum Glück noch nicht. Allerdings kann es vorkommen, dass eine Situation mal aus dem Ruder läuft und Besucher aneinandergeraten. Unser Personal ist jedoch gut geschult, um deeskalierend einzuwirken. Fruchten unsere Massnahmen nichts und kommt es gar zu Drohungen gegen unser Personal, wird sofort die Stadtpolizei beigezogen. Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend. Es dauert meist keine fünf Minuten, und die Polizisten sind vor Ort.

Was sind die Gründe für Streit unter den Badegästen?

Kralemann: Meist sind es Kleinigkeiten. Der Klassiker ist zu laute Musik. Etwa wenn Jugendliche ihren Ghettoblaster aufdrehen, worauf sich einige Badegäste gestört fühlen und sich dann beim Bademeister beschweren. In solchen Fällen werden die Unruhestifter von uns höflich angehalten, die Musik leiser zu drehen oder sich in eine andere Zone des Bades zu begeben, wo sie niemanden stören. Wir wollen Musikhören nicht generell verbieten, aber es muss im Rahmen bleiben, sodass sich andere nicht gestört fühlen.

Gestört oder gar belästigt fühlen kann man sich auch durch Spanner und «Hobbyfilmer», wie der Fall neulich im Seebad Enge gezeigt hat.

Kralemann: Das Seebad Enge unterliegt nicht unserer Kompetenz, da es privat geführt wird. In den vom Sportamt geführten Badeanstalten ist Filmen oder Fotografieren – von Ausnahmebewilligungen abgesehen – grund- sätzlich verboten. Selbst wer dort nur seine Familie fotografieren möchte, muss sich vorher die Erlaubnis des jeweiligen Bademeisters einholen.

Kommen wir zur Infrastruktur. Es fällt auf, dass bei einigen Badis wie etwa der Badi Utoquai der Zustand der sanitären Anlagen zu wünschen übrig lässt.

Kralemann: Das Sportamt hat auf bauliche Massnahmen in den Badis nur begrenzt Einfluss, da wir nur Betreiber der Anlagen sind. Besitzerin und somit Verantwortliche ist die Immobiliengesellschaft der Stadt Zürich.

Neben abgenutzten WCs stören sich einige Besucher auch am vielen Müll und an zu wenig Grillstellen. Was unternehmen Sie in dieser Hinsicht?

Kralemann: Wir haben das Ziel, dass keiner mehr als 50 Meter zum nächsten Abfallkübel laufen muss. Wir bemühen uns auch um Werkstofftrennung. Trotzdem nimmt das Littering in unseren Anlagen tendenziell eher zu. Schuld ist die Wegwerfmentalität, die sich überall breitmacht. Bezüglich Grillplätze kann ich sagen, dass wir das Bedürfnis erkannt und darum das Angebot von Jahr zu Jahr erweitert ­haben und erweitern werden.

Noch eine persönliche Frage zum Schluss. In welche Badi gehen Sie, und warum?

Kralemann: Ich bade am liebsten im Rhein, weil der direkt vor meiner Haustür liegt. Von den Stadtzürcher Freibädern hat meines Erachtens jedes seine Vorzüge. Es kommt eben auf das individuelle Bedürfnis an. Ob man zum Beispiel lieber eine familiäre Atmosphäre im Quartier oder lieber das Wasserabenteuer im Fluss sucht.

Infobox: Freibäder in Zürich

In der Stadt Zürich gibt es insgesamt 18 Freibäder, wobei allerdings eines davon, die Badi Zwischen den Hölzern, auf dem Gebiet der Gemeinde Engstringen liegt, jedoch der Stadt Zürich gehört. Jährlich besuchen ­zwischen 1,1 und 1,3 Millionen Per­sonen die Anlagen. Öffnungszeiten, Wassertemperaturen, UV-Faktor und weitere Infos finden sich unter www.sportamt.ch.

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