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Interview

Experte zum Thema Zeitreisen: Professor für Theoretische Philosophie an der Uni Bremen und Mitglied Turing Centre ETH Zürich. Bild: A. Eggenberger/ETH Zürich

«Zeitreisen werden ein Traum bleiben»

Von: Sacha Beuth

20. August 2019

SCIENTIFICA Zum Auftakt der Zürcher Wissenschaftstage zeigen Uni und ETH Zürich Science-Fiction-Klassiker im Kino Kosmos, die von Wissenschaftlern der Hochschulen begleitet werden. Norman Sieroka (45) von der ETH erklärt am Beispiel von «Back to the Future» die Probleme, die Zeitreisen mit sich bringen würden.

In «Back to the Future» wird mit Zeitreisen ein alter Menschheitstraum umgesetzt. Wann wird dies auch in der Realität möglich sein?

Norman Sieroka: So wie im Film dargestellt wohl gar nie. Man sollte hier drei Formen von «Zeitreisen» unterscheiden. Die erste ist die triviale Zeitreise. Sie betrifft unser aktuelles Leben und den kontinuierlichen Alterungsprozess. Die zweite fusst auf der Speziellen Relativitätstheorie und darauf, dass es keine absoluten Dauern und keine absolute Gleichzeitigkeit gibt. Die dritte Form hat mit der Allgemeinen Relativitätstheorie zu tun, der zufolge es zumindest prinzipiell möglich wäre, mit einen Raumschiff in einer Art Schlaufe zu fliegen und dabei immer wieder an Punkte in Raum und Zeit zu gelangen, die es «schon mal gab».

Also ungefähr wie im Film «Und täglich grüsst das Murmeltier»?

Richtig, nur dass man keine Erinnerung an das Geschehen hätte. Das ist also anders als in «Back to the Future». Mittels der Zeitmaschine macht Marty McFly einen echten Sprung durch die Zeit, lebt aber selbst sozusagen kontinuierlich weiter. Die Konstruktion solcher Maschinen ist nach heutigem Wissensstand allerdings nicht möglich.

Was ist mit der notwendigen Energie für Zeitreisen? Haben wir die zur Verfügung?

Nein. Dazu würde man sehr viel höhere Energien benötigen als die 1.21 Gigawatt von einem Blitz oder Mini-Atomreaktor, wie sie im Film vorkommen.

Welche Auswirkungen hätten Zeitreisen auf den Körper?

Sehr schwerwiegende, denn man müsste annähernd mit Lichtgeschwindigkeit reisen. Das heisst aber, dass unser Körper beim Beschleunigen immensen physikalischen Kräften (Druck) ausgesetzt wäre.

Was macht «Back to the Future» auch für den Wissenschaftler interessant, und wo wendet er sich mit Grausen wegen der physikalisch-technischen Unmöglichkeiten ab?

Die gezeigten technischen Lösungen für eine Zeitreise darf man nicht ernst nehmen. Interessant ist die Frage der Logik: Eigentlich ist von Anfang an klar, dass es Marty schafft, seine künftigen Eltern zusammenzubringen. Sonst hätte er gar nie existiert und demzufolge nie in die Vergangenheit reisen können. Aus diesem Grund kann es auch nicht zwei Versionen von 1985 geben. Marty wären die Abänderungen schon beim Start seiner Reise bewusst gewesen.

Ist es überhaupt sinnvoll, durch die Zeit zu reisen?

Ich glaube nicht. Viele Menschen würden versuchen, so ihre Entscheidungen oder die anderer zu revidieren. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit würde Wissen aus der Zukunft zu Machtmissbrauch führen. Es ist darum gut, dass Zeitreisen wie in «Back to the Future» ein Traum bleiben werden.

«Science Fiction – Science Facts»

 

Die Zürcher Wissenschaftstage «Scientifica» finden vom 30. August bis 1. September unter dem Motto «Science Fiction – Science Facts» auf dem Gelände von UZH und ETH statt. Bereits vom 22. bis zum 28. August werden im Kino Kosmos als Warm-up zum Anlass sechs Science-Fiction-Klassiker gezeigt, bei denen das Publikum sich mit Forschenden der beiden Hochschulen austauschen kann.
Do, 22. 8.: «Black Panther» (Experten: Adina Rom, Entwicklungsökonomin, Mary Uyoga, Afrika-Expertin, und Firehiwot Nesro Kedir und Gnanli Landrou, Materialwissenschaftler ETH; Fr, 23. 8.: «Brazil» (Experte: Moritz Büchi, Kommunikationswissenschaftler UZH); Sa, 24. 8.: «The Martian» (Expertin: Grace Crain, Umweltwissenschaftlerin ETH); So, 25. 8.: «Alien» (Experte: Ben Moore, Astrophysiker UZH); Mo, 26. 8.: «Blade Runner» (Experte: Lutz Jäncke, Neuropsychologe UZH); Di, 27. 8.: «Back to the Future» (Experte: Norman Sieroka, Philosoph ETH); Mi, 28. 8.: «The Imitation Game» (Experte: Markus Kneer, Philosoph UZH).

Weitere Infos: www.scientifica.ch; www.kosmos.ch

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