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Lifestyle

Der Affe mit dem kaiserlichen Schwanz

Von: Alex Rübel

31. Juli 2017

Zoo intern: Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Äffchen mit Schnurrbart.

Vor 110 Jahren, im Jahr 1907, beschrieb der Schweizer Naturwissenschaftler Emil August Goeldi als erster Zoologe den Kaiserschnurrbart-Tamarin (Saguinus imperator). Der kleine Krallenaffe lebt in Südamerika, im südwestlichen Amazonasbecken. Er trägt einen augenfälligen prächtigen weissen Schnurrbart im Gesicht. Goeldi sah im Schnurrbart des Affen angeblich eine dermassen grosse Ähnlichkeit zum Schnurrbart des deutschen Kaisers Wilhelm II., dass er dem Tier im Namen als Scherz den Artzusatz «imperator» (Kaiser) verliehen haben soll. So besagt es zumindest die Legende.

Gesichert ist hingegen, dass den kaiserlichen Schnurrbart nicht nur die männlichen Tiere der Affenart tragen, sondern ebenso die Weibchen.

Multifunktionaler Schwanz

Für die Primaten selber mindestens so wichtig oder sogar wichtiger als das Schmuckhaar im Gesicht ist aber ihr langer Schwanz. Er ist mit 35 bis 41 Zentimetern länger als der ganze Körper des Affen (23–26 Zentimeter). Bei weiten Sprüngen und beim Klettern in den Baumwipfeln des Regenwalds dient der Schwanz dem Kaiserschnurrbart-Tamarin als Gleichgewichtshilfe. Beim Gehen am Boden und auf den Bäumen nutzt das Äffchen ihn als Stütze. Ausserdem ist er ein ausgezeichneter Stimmungsbarometer. Bei Erregung etwa sträuben sich die Schwanzhaare.

Bestände nehmen ab

Kaiserschnurrbart-Tamarine leben in Familiengruppen, angeführt von einem dominanten Weibchen. Sie sind tagaktiv und vergesellschaften sich bei der Futtersuche zum Teil ­artübergreifend mit Braunrücken-Tamarinen. Auf dem Speisezettel steht eine breite Palette von Früchten, Blättern, Blüten und Baumsäften, aber auch Insekten, Eiern und kleinen Wirbeltieren. Innerhalb ihrer Gruppe zeigen die Kaiserschnurrbart-Tamarine ein ausgeprägtes Sozialverhalten, etwa in der Form von Fellpflege. Die Affen können etwa fünfzehn Jahre alt werden.

Aktuell führt die Weltnaturschutzunion (IUCN) den Kaiserschnurrbart-Tamarin noch nicht als gefährdet auf. Die Bestände nehmen allerdings ab. Dem kleinen Primaten machen der Verlust und die Zerstückelung seines natürlichen Lebensraums zu schaffen; ein Problem, mit dem alle baumlebenden Primatenarten in den Regenwäldern der Neuen Welt zu kämpfen haben. Für die Zoopopulation des Kaiserschnurrbart-Tamarins besteht ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm, an dem auch wir uns beteiligen.

www.zoo.ch

"Glacé" für die Zootiere

In diesen Tagen erhalten die Tiere im Zoo Zürich wieder speziell für sie zubereitete «Futterglace». Je nach Tierart friert der Futtermeister hierzu Sämereien, Früchte, Beeren, Fisch, Fleisch oder Knochen in einem Becher oder Eimer voll Wasser ein. Die so entstandenen «Eisbecher» sorgen für Beschäftigung und Abwechslung im Speiseplan unserer Tiere. Die «Glaces» werden jeweils am Mittwoch und am Sonntag in verschiedenen Anlagen verteilt. 

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