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Lifestyle

Rita Angelone (45) hat zwei Kinder (7 und 5) und schreibt jede Woche über den ganz normalen

Die Angelones

Von: Rita Angelone

26. Juli 2013

Das kommt uns nicht in die Tüte

Die Schultüten – in weiten Teilen Deutschlands auch Zuckertüten genannt – sind ein Brauch, der seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland zur Einschulung gepflegt wird. So wies aussieht, möchte dieser Brauch auch in der Schweiz Einzug halten, denn nicht nur habe ich zum ersten Mal in der Migros Schultüten zum Kaufen gesehen, sondern ich weiss vereinzelt von Eltern, die diesen Brauch übernommen haben oder übernehmen werden.

Persönlich bin ich nicht ganz so Fan, Bräuche zu übernehmen, zu welchen wir keinen Bezug haben und über die wir häufig auch kaum etwas wissen. Doch so wie Pizza und Spaghetti sich in aller Welt verbreitet haben, so dürfen sich selbstverständlich auch in Sachen Einschulung globalisierte Verhaltensweisen verbreiten. Gspässig ist es aber trotzdem, dass ausgerechnet die Schultüte in der Schweiz Fuss fassen soll, wo es doch zur Einschulung in den meisten europäischen Ländern keinen besonderen Brauch gibt, der die Erstklässler bei ihrem ersten Schulbesuch unterstützen soll. Nicht einmal in den sonst so Brauchtum-freudigen USA, von wo wir einige neue Gebräuche auf Biegen und Brechen zu übernehmen versuchen, wird der erste Schultag zelebriert.

Einzig in Russland sieht es anders aus: Die Schule beginnt mit einer grossen Schulfeier, zu der die gesamte Familie eingeladen wird. Den einzuschulenden Mädchen werden bunte Bänder in die Zöpfe geflochten und den Lehrerinnen und Lehrern werden von jedem Kind feierlich Blumen überreicht. Diese Geste symbolisiert den Respekt, den die Kinder ihren Lehrern entgegenbringen sollen.

Weshalb wollen wir nicht (auch) diesen Brauch übernehmen? Ein Zeichen des Respekts wäre sehr schön und erst noch pädagogisch sinnvoller als eine Tüte voller Schleckwaren, die bereits am ersten Schultag zu einer roten Karte in Sachen «Znüni-Regeln» führt.

 

 

 

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