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Lifestyle

Für Anlässe und Nachlässe

Von: Ginger Hebel

04. Mai 2015

Die Künstlerin und Schauspielerin Alexandra Prusa stellt in den Räumen der neuen Galerie-Bar Was bleibt & Co. innerhalb des Kirchenareals am Bullingerplatz den Nachlass ihres Vaters aus – eines russischen Emigranten, der 16 Jahre zur See fuhr. Ab Freitag, 8. Mai, ist nun die neue Ausstellung «Hautwechsel» zu sehen.

Was bleibt, ist die Erinnerung. «Wir Menschen leben ja von Geschichten, die etwas Lebendiges auslösen», sagt Alexandra Prusa. Die Schauspielerin stellt in ihrem neuen Lokal Was Bleibt & Co. den Nachlass ihres Vaters aus, eines russischen Adligen, der als staatenloser Flüchtling gezwungen war, sein Leben als Schiffsoffizier zu verdienen.

Prusa setzt Erinnerungsstücke in Szene, die er auf seinen Fahrten um die Welt gesammelt hat: Originaldokumente, Fotos von Hafenstädten, Gläser, Uhren, Masken und Messer. «Die schönsten Stücke seiner Sammlung lassen ihn für mich bis heute präsent bleiben», sagt Prusa. Die Gegenstände dekorieren die Café-Bar. Hier geniesst man russische Köstlichkeiten wie Blini, eine Art Pfannkuchen, die Alexandra schon als Kind so gern mochte, Piroschki, gefüllte Teigtaschen, und natürlich auch Wodka.

Alexandra Prusas Vater Yuri hatte ein bewegtes Leben. Im zaristischen Russland aufgewachsen, erlebte er die Nazi-Blockade von Petersburg und musste zusehen, wie alle weiblichen Familienmitglieder umgebracht wurden. «Mein Vater hat Schreckliches gesehen und erlebt, aber nie seinen Humor verloren.» Zu Fuss kämpfte er sich bis nach Prag durch, wo er eine Bildhauerausbildung absolvierte. Da nach dem Krieg in Italien viele Bildhauer gesucht wurden, kam er als Flüchtling nach Florenz und lernte Alexandras Mutter kennen. Die Familie zog nach Zürich und eröffnete eine Boutique in der Innenstadt, doch die Ehe ging in die Brüche, und Yuri konnte als Russe ohne Pass keine Arbeit finden. Er hatte keine andere Wahl, als zur See zu fahren.

Auf dem Kreuzfahrtschiff Flavia heuerte er als Unterhaltungsoffizier an, 16-mal umrundete er die Erde. Ein Modell des Schiffes stellt seine Tochter in ihrer Galerie aus. Was Bleibt & Co. lässt sich auch mieten, für Abschiedsfeiern, Hochzeiten und andere Anlässe sowie für Ausstellungen von Nachlässen. Prusa: «Viele Leute erben etwas Spezielles und wissen nicht, was sie damit anfangen sollen. Wir bieten die Möglichkeit, es bei uns auszustellen und zu verkaufen.»

Diesen Freitag beginnt die neue Ausstellung «Hautwechsel». Zu sehen sind eine Videoinstallation, teils mit Filmdokumenten, gefilmt von Yuri Prusa, sowie Originaldokumente und Tagebücher. Dazu findet ein exklusiver Verkauf aus der Sammlung statt.

Bar und Galerie Was Bleibt & Co., Bullingerstrasse 4.
Café und Ausstellung bis Ende Juni jeweils Di–Sa von 14 bis 20 Uhr geöffnet.

www.was-bleibt.ch

Tage der offenen Türe: 8. und 9. Mai, 10 bis 20 Uhr, mit Führungen.

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