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Lifestyle

Der Traum vom Fliegen: Pierre Perdrizat und Robert Hildbrand (r.) in ihrem Geschäft Wieser Modellbau.

Für Männer im Flieger-Fieber

Von: Ginger Hebel

05. September 2014

Multikopter, Segelflieger, Kriegsflugzeuge: Im Fachgeschäft Wieser Modellbau findet man alles, was man zum Selberbauen für sein Flugobjekt braucht.

Das Fachgeschäft Wieser Modellbau in Höngg befindet sich nicht an Passantenlage, und obwohl das Lädelisterben auch hier grassiert, herrscht bei Wieser ein Kommen und Gehen. Im Geschäft tummeln sich schon morgens viele Männer, darunter Pensionäre, die jetzt, wo sie nicht mehr jeden Tag arbeiten gehen müssen, endlich Zeit haben für ihr geliebtes Hobby. Aber auch Geschäftsmänner, die sich in der Freizeit in einem Modellflug-Club engagieren, kaufen hier ein. «Es gibt Kunden, die investieren hunderte bis tausende Stunden in den Bau eines Fliegers.» Andere sind nicht so geduldig, für sie gibt es heute eine grosse Auswahl an Fertigmodellen. «Modellbau ist vielseitig, Bauen ist nur ein Aspekt», sagt Robert Hildbrand. Die Thermik muss stimmen, auch darf es nicht neblig sein, da man den Flieger immer im Auge behalten muss, um ihn richtig steuern zu können. Zudem wird ein räumliches Vorstellungsvermögen vorausgesetzt, um beispielsweise die Höhe von Bäumen richtig einzuschätzen. «Jeder Modellbauer hat ein Haufen Abstürze hinter sich, das sind traurige Momente, da man oft viele Stunden, ja oft sogar Jahre investiert.»

Wer selber baut, findet hier alles, was es braucht, darunter verschiedene Holzarten, leichtes, stabiles Balsenholz für Segelflieger, Mahagoni oder Nussbaum für Luxusyachten, Akku, Motoren und Püppchen, die man hineinsetzen und fliegen lassen kann. «Modellbau ist eine Männerwelt, sie weckt das Kind im Manne», sagt Robert Hildbrand. Das Geschäft existiert seit 1948, viele Jahre gehörten auch Pierre Perdrizat und Robert Hildbrand zur treuen Kundschaft, bis sie vor drei Jahren das Geschäft kauften und ihr Hobby zum Beruf machten. Die gestandenen Männer interessieren sich für den Modellbau, seit sie Buben sind. Robert Hildbrand besuchte in der Schule einen Baukurs, bastelte mit Engelsgeduld seinen ersten kleinen Flieger und erlebte später Momente puren Glücks, als sein Flieger in die Luft stieg und am Himmel blieb. Er nutzt das Winterhalbjahr, um an seinen Modellen zu bauen, am liebsten tut er dies im Keller, den Bastelort nennt er liebevoll seine Kapelle, hier gibt es nur ihn und seine Flieger, Kriegsflieger aus dem zweiten Weltkrieg sind seine Leidenschaft.

Welche Modelle verkaufen sich derzeit am besten? Robert Hildbrand: «Multikopter, weil sie relativ einfach zu fliegen sind und man mit ihnen auch fotografieren kann.» Die Preise in der Elektronik sind zusammengebrochen. «Eine Fernsteuerung kostet heute noch einen Bruchteil wie vor 20 Jahren, dafür ist die Technik komplexer geworden; Fernsteuerungen werden heute alle programmiert», sagt Hildbrand. Darin sieht er einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz Internet. «Gerade weil die Technik komplex geworden ist, braucht es uns. Viele Modellbauer suchen uns auf, wenn sie beim Bauen nicht mehr weiterkommen oder Fragen haben.» Hildbrand und Perdrizat betreiben auch einen E-Shop, wo man sich mit Zubehör eindecken kann, das Angebot im Laden ist aber noch grösser.

Modellbau Wieser, Wieslergasse 10.

www.wiesermodell.ch

 

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