Kann ich mir nicht leisten!

Vorhin traf ich Bekannte. «Gehst du in die Berge?», fragte das Mami. «Nein», sagte ich, «zu teuer, kann ich mir nicht leisten.» Gradsogut hätte ich sagen können: «Ich habe Syphilis.» Die Leute starrten mich wortlos an. In Zwingli-City ist es offensichtlich eine Sünde, wenn man nicht mithalten kann beim Verdienen und Ausgeben. Ja, ich verdiene sehr wenig, ja, ich stecke alles, was ich habe in mein eigenes Buchlabel EditionVOLLREIF. Auch meine Reserven, denn ich will keine Schulden machen, wie die Grosskotzigen, die eine Firma aufmachen, alles nur vom Feinsten, dann pleitegehen und sich einen Dreck um ihre Gläubiger kümmern. Doch solche Glamour-Typen (reich an Kreditkarten, fetten Autos, Mega-Hypotheken), die logo in die Berge fahren, werden in den Medien gehätschelt, von ihren Cliquen bewundert.

Meine Steuerberaterin jammert jedes Jahr, wovon ich lebe? Dann sage ich: «Offensichtlich lebe ich noch, ich spare eisern. Damit ich mir das lustvolle Schreiben leisten kann.» Ah ja, ich poschte im Denner, statt im Globus. Ich flicke meine alten Kleider, bete, dass mein popeliges Auto noch lange hält, gehe nie essen. Wieder so eine Todsünde im reichen Züri. Das oft arm ist an Glück. Geben Sie doch auch offen zu, dass es nicht reicht. Das sortiert Deppen aus und macht gar nicht soo unglücklich!

www.marianneweissberg.ch

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