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Lifestyle

Rotstirn-Blatthühnchen in der Aufzucht. Es lebt auf schwimmenden Wasserpflanzen.Bilder: Zoo Zürich / Leyla Davis

Kleiner Vogel mit grossen Füssen

Von: Severin Dressen

13. Oktober 2020

Zoo intern: Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt der Stadt Zürich» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. In dieser Woche geht es um das Blatthühnchen. Das Weibchen unterhält eine Art Harem voller Männchen. 

Im Masoala-Regenwald lebt ein kleiner Vogel auf grossem Fuss: wenn das 80 bis 150 Gramm leichte Rotstirn-Blatthühnchen seine langen Zehen und Krallen maximal ausstreckt, dann können diese eine Fläche von bis zu 15 × 20 Zentimetern überspannen – was im Verhältnis zur Körpergrösse des Vogels von 20 bis 25 Zentimetern ziemlich imposant und innerhalb des Vogelreichs auch ein­- zigartig ist.

Immer auf Nahrungssuche

Die grossen, aber trotzdem filigranen Füsse des Blatthühnchens haben natürlich einen guten Grund. Der Lebensraum des Vogels befindet sich an oder genauer auf stehenden Gewässern, die von schwimmenden Wasserpflanzen bedeckt sind, etwa Seerosen.

Die grossen Füsse verteilen das Gewicht des Vogels auf eine grösstmögliche Fläche und machen es ihm damit möglich, auf den schwimmenden Wasserpflanzen zu stehen und zu laufen. Das Blatthühnchen sucht sich dabei nicht nur seine Nahrung auf dem schwimmenden Untergrund zusammen, sondern baut auch seine Nester dort. Der kleine Vogel auf grossem Fuss verbringt etwa vier Fünftel seines Tages mit der Nahrungssuche. Er ernährt sich vorwiegend von Insekten und anderen Wirbellosen, die er auf den Wasserpflanzen und an der Wasseroberfläche einsammelt. Mit seinen langen Zehen dreht er die Blätter der Pflanzen auch um, um kleine Weichtiere oder Krebse von der Unterseite zu picken, oder er zieht unter Wasser liegende Pflanzenteile zum gleichen Zweck an die Oberfläche.

Weibliche Blatthühnchen (130–150 Gramm) sind deutlich schwerer als männliche (80–120 Gramm). Auch dies ist für Vögel ungewöhnlich – genauso wie das Fortpflanzungs- und Brutverhalten. So ist das Weibchen nicht nur körperlich grösser, es verfügt auch über ein Territorium, das sich über die kleineren Reviere mehrerer Männchen erstreckt. Diese Männchen nutzt das Weibchen alle als Paarungspartner – beim Blatthühnchen unterhält also das Weibchen eine Art Harem voller Männchen. Ihr Territorium und die darin lebenden Männchen verteidigt das Weibchen dabei heftig gegen Konkurrentinnen. Für den Bau der Nester (ebenfalls schwimmend) sind die Männchen zuständig.

Das Weibchen legt pro Nest vier Eier ab – und hat seinen Beitrag zur Fortpflanzung damit abgeschlossen. Das Bebrüten der Eier und das Bewachen des Nests ist Aufgabe des Männchens, ebenso die Aufsicht über die Küken nach dem Schlupf – und das, obwohl das Männchen nicht mit Sicherheit weiss, ob alle Jungtiere tatsächlich von ihm stammen.

Nachwuchs im Zoo: Derzeit haben unsere Rotstirn-Blatthühnchen Jungtiere. Diese befinden sich vorderhand in Aufzuchtstationen im Hintergrund, damit sie nicht von anderen Tieren im Masoala- Regenwald gefressen werden. Das Rotstirn-Blatthühnchen ist eine südamerikanische Art. Wir halten es trotzdem im Masoala-Regenwald, weil es dem madagassischen Blatthühnchen sehr ähnlich ist. www.zoo.ch/masoalaregenwald

 

 

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