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Lifestyle

Luftige Melodien, dreckige Verse

Von: Clarissa Rohrbach

18. Februar 2014

Das "Tagblatt" stellt neue Musik vor. Diese Woche:  Die Jazzband Ikarus erobert Zürich. Pharrell Williams «Happy» ist der Hit des Jahres. Und der deutsche Marteria rappt Tiefsinniges.

Gute Musiker müssen gar nicht cool sein. James Blake zum Beispiel. Der Soul-Jungstar wurde von allen Seiten gehypt, «trendweisend» sei er. Dabei ist er wirklich nicht so cool. Eher ein feinfühliger, perfektionistischer Musiker. Und doch begeisterte er die Massen mit seinem individuellen, evokativen Sound. Nun hat Zürich auch seinen James Blake. Der 26-jährige Ramon Oliveras hat mit der Formation Ikarus sein erstes Album aufgenommen. Es ist nicht elektronisch, sondern akustisch, minimalistischer Jazz statt Dubstep-Soul. Das klingt kompliziert, ist es aber keineswegs. Denn die EP zieht ab der ersten Sekunde in ihren Bann, ja sie macht sogar süchtig. Jeder Klang besitzt eine gläserne Klarheit, zerschmettert auf wilden Klippen und verflüchtigt sich dann wieder in der engelhaften Stimme von Stefanie Suhner. Diese Musik ist intensiv und gleichzeitig extrem leicht. Wieso die Band sogar für den ZKB-Jazzpreis nominiert ist, finden Sie am Donnerstag an der Plattentaufe im Exil heraus. Reinhören und träumen.

Ikarus, «Through Birds, Through Fire, but Not Through Glass», Ramon Oliveras, 2014. Für 5 Franken auf iTunes.

www.ikarus-band.ch

 

Pharrell Williams macht zurzeit die ganze Welt happy. Nicht nur belegt er mit seiner gleichnamigen Single Platz eins der Charts, sondern er verwandelt auch alles zu Gold, was er anfasst. Nachdem er für Miley Cyrus ein Hitalbum produziert und Daft Punk zu einem grandiosen Comeback verholfen hat, munkelt man, er werde 2014 zum Überflieger. Kein Wunder tanzt er im Video zu «Happy» pausenlos. Der 24-stündige Film geht als längstes Musikclip in die Geschichte ein. Darin tanzen Leute auf den Strassen von Los Angeles einen Tag und eine Nacht lang zum leichten Upbeat-Song. Die Idee machte so Furore, dass das Video in zahlreichen Städten kopiert wurde. So haben nun auch Lausanne und das Hotel Trois Rois in Basel ihr «Happy»-Video. Es ist wohl eine Frage der Zeit, bis auch Zürich happy wird. Wenn Pharell Williams so viele Leute zum Tanzen bringt, sind wir sehr gespannt, wie er uns dieses Jahr noch glücklicher machen wird.

Pharrell Williams, «Happy», Columbia Records, 2013. Für 2.20 Franken auf iTunes.

 

«Ein grosser Teil des Lebens ist nun mal Dreck.» Das war wohl das letzte aufmüpfige Statement von Marteria alias Marten Laciny. Der Rapper aus Rostock befindet sich nämlich ganz klar bereits in der «Post-Gangsta-Ära». Mit gekonnten Doppeldeutigkeiten, Wortspielen und differenzierten Nuancen profiliert sich der Musiker jenseits des dumpfen Strassenraps. Sein weiter Horizont zeigt sich sowohl in den Geschichten über Aufbruch und Innehalten als auch in den vielfältigen Melodien und Beats. Und so hat er es geschafft, mit der Nachfolgerplatte von «Zum Glück in die Zukunft I» nochmals einen Meilenstein des deutschen Raps zu liefern. Die Songs sind noch raffinierter und ausgefeilter als im Vorgänger. Er selber sieht das Album als düstere, emotionale Fahrt. Etwa wenn er die Antriebslosigkeit der heutigen Jugend kritisiert. Die eingängige Stimme wie auch die starken Stimmungsbilder zeigen: Hier hat sich der Künstler etwas überlegt. 

Marteria, «Zum Glück in die Zukunft II», Four Music Productions, 2014. Für 17 Franken auf iTunes.

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