Lifestyle
Messi rollt
Von: Christian Messikommer
Yes! Mein Velo war tatsächlich noch im Keller. Es ist kein Statussymbol, sondern ein 80er-Jahre-Rennvelo aus der Manufaktur eines Zigarrenfabrikanten und hört deshalb auf den Namen Stumpe. Es ist leicht, und wie ein gutes Essen hat es mehrere Gänge. Nachdem ich Staub und Spinnweben entfernt, es geölt, beatmet und die Bremsen getestet hatte, war es bereit zur ersten Fahrt.
Stumpe und ich düsten runter zum See, und die Erinnerungen setzten wieder ein: Insekten. Ohne Helmvisier oder Frontscheibe hat man die kleinen Biester in Augen, Ohren, Nase und Mund. Nächstes Flashback: Sobald man sitzend in die Pedale tritt, meldet sich die im Schritt wechselseitig gequetschte Anatomie. Einhändig fahren, neu ausrichten, weiter. Nach dem ersten Kilometer schmerzen die Sitzbeinhöcker. Hat der Hintern letztes Jahr auch so wehgetan? Dann hupt der Kerl auf der Gegenfahrbahn mich an. War das ein Freund? Keine Zeit zum Schauen, der Kampf mit anderen Widrigkeiten verlangt meine volle Aufmerksamkeit. Da sind Tramschienen, Baustellen, Velokuriere, Schlaglöcher und andere Verkehrsteilnehmer, die einen daran erinnern, dass man sich eigentlich mit einem gefährlichen Spielzeug auf die Strasse gewagt hat.
Am See habe ich endlich Zeit, die SMS zu checken. Mein Kumpel von eben fragt «Vespa kaputt?» Und sofort weiss ich, mit welchem Zweirad ich morgen zur Arbeit fahre.
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