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Lifestyle

Neue Zürcher Bücher: 1 Mord, 66 Züri-Tipps und 48 Fragen

Von: Isabella Seemann

21. Juni 2013

Zürich ist ein Hort des Verbrechens und vieler spannender Geschichten. Das «Tagblatt» stellt sie und ihre Autoren vor.

Raphael Zehnder: «Müller und die Schweinerei», Emons-Verlag, Mai 2013, 14.90 Fr.

Es soll Leute geben, die aus Prinzip keine Krimis lesen. Deshalb sei klargestellt: Der neue Kriminalroman von Raphael Zehnder ist in erster Linie eine höchst unterhaltsam erzählte Geschichte und erst in zweiter ein Krimi. Das heisst nun nicht, dass Zehnder die Gesetze des Genres missachten würde. Nein, da hat alles seine analytische Richtigkeit. Aber der raffinierte Aufbau ist es nicht, was «Müller und die Schweinerei» über die Masse der Zürcher Lokalkrimis erhebt. Es ist Zehnders Sprachwitz und seine Ansprache, als würde ein redseliger Mensch am Wirtshaustisch schwadronieren und die Welt erklären. Da erzählt also einer die Geschichte vom Beni Müller, einem lädierten Ermittler, der herausfinden soll, weshalb im hippen Szenelokal Sumatra im Kreis 5 die Schweinekübel vergiftet worden sind, was zum vorzeitigen Tode der glücklichen Biosäuli auf einem Hof im aargauischen Oberlunkhofen führte. Und was soll der mannshohe Rollschinken im Schweinestall ebenda? Das wollen Sie jetzt natürlich wissen. Also, Müllers Intuition leitet ihn vom Verband der fleischfressenden Industrie über die Esoterik zur Kunst und vom Hundertsten ins Tausendste, aber schliesslich kommt alles ganz anders.

Nicole Quint: «Zürich – vertraut und ganz anders», Gmeiner-Verlag, März 2013, 21.90 Fr.

Die deutsche Reisereporterin und -fotografin Nicole Quint ist kreuz und quer durch fremde Welten gereist, hat viel gesehen und erlebt, sich auch an manchen Orten für längere Zeit niedergelassen, in Indien, China, Irland und Griechenland und vor vier Jahren schliesslich in Zürich. Als besonders prägend für das Lebensgefühl hier empfindet sie die Kombination von Kunst, Kultur und Natur, wie es sie anderswo kaum gäbe. In Zürich fühlt sie sich wohl, hier ist es wunderschön, und das dürfen Gott und die Welt auch gerne wissen, darum hat sie gleich einen Stadtführer über ihre neue Wahlheimat herausgegeben. 66 Lieblingsplätze beschreibt sie und obendrein noch 11 Orte, wo zünftig gelebt und traditionelles Handwerk gepflegt wird. Alteingesessenen Zürchern mag das meiste schon bekannt sein – die Chagall-Fenster, die Kirche St. Peter oder die Sternwarte –, aber auch für sie gibt es neue Ecken zu entdecken. Oder haben Sie schon mal den Fledermaushörposten auf dem Werdinseli aufgesucht? Wussten Sie, dass es im Luxushotel Widder ein Metzgermuseum gibt? Und sind Sie schon mal den Elefantenbach entlang spaziert? Das 200 Seiten starke Buch ist reich an Kenntnis und Charme, perfekt für Neuzuzüger und auch echte Zürcher, die sich verführen lassen möchten, neue Wege durch die Stadt zu gehen. Denn Zürich sei, so die Autorin Nicole Quint, wie ein übervolles Deliktessgeschäft: Es gibt immer Leckerbissen, die noch ungekostet sind.

Thomas Meyer: «Wem würden Sie nie im Leben eine Postkarte schicken?», SalisVerlag, April 2013, 19.90 Fr.

Das Faszinierende an Fragen ist, dass sie einen zu Antworten anfeuern. Oder können Sie eine Frage einfach stehen lassen? Das Problem ist, dass viele Leute keine guten Fragen zu stellen wissen. Denn Fragen zu stellen, ist eine Kunst, die in der Beantwortung im besten Falle zu Selbsterkenntnis und Selbstverbesserung führt oder wenigstens zu kurzen Momenten der Selbstbesinnung. Die brillanten Fragen von Marcel Proust oder Max Frisch sind sogar in die Literaturgeschichte eingegangen. Jetzt legt der Bestseller-Autor Thomas Meyer («Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse») eine Sammlung von Fragen als Postkartenbuch vor. Unter dem Label «Aktion für ein kluges Zürich» hatte Thomas Meyer von 2007 bis 2010 anonym und illegal in der ganzen Stadt weisse Sticker angebracht mit Fragen, die die Zürcherinnen und Zürcher zum Nachdenken und Klugwerden anhielten. 48 dieser Fragen hat er nun auf bunte Postkarten drucken lassen. Zum Verschicken oder zum Selbstbehalten und Aufhängen. Denn bei manchen Fragen lohnt sich ein längeres Nachdenken, zum Beispiel bei dieser: «Machen Sie das Richtige aus Ihrem Leben?»

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