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Lifestyle

Samichlaus, du guete Maa

Von: Ginger Hebel

16. September 2014

Dölf Hitz hat schlechte Erinnerungen an den Samichlaus, doch dann wurde er selber einer. Heute ist er Präsident der St. Nikolausgesellschaft der Stadt Zürich und sucht freiwillige Helfer.

Bis zum Samichlaustag am 6. Dezember geht es zwar noch eine Weile, doch ­Samichlaus und Schmutzli freuen sich schon jetzt auf ihre Einsätze. Damit die Chläuse im Dezember auch alle ihre Familienbesuche machen können, braucht es freiwillige Helfer im Backoffice, Disponenten, die die Einsätze planen und Fahrer, die Samichlaus und Schmutzli zu den Familien chauffieren, da sich diese mit den Kostümen nicht hinters Steuer setzen dürfen. Auch werden handwerklich geschickte Männer gesucht, die Umzugswagen zusammenbauen, damit der feierliche Samichlaus-Einzug am 30. November in der Innenstadt stattfinden kann. «Es dürfen gerne auch Frührentner und Pensionäre sein, die Lust haben, im grauen November zu arbeiten», sagt Dölf Hitz. Er ist seit sieben Jahren Präsident der St. Nikolausgesellschaft der Stadt Zürich und verantwortet die Ausbildung der Chläuse. «Bei uns arbeiten alle ehrenamtlich. Mit unseren Samichlaus-Einnahmen unterstützen wir hilfsbedürftige Familien, indem wir ihnen die Miete zahlen oder die Krankenkasse, damit sie nicht in die Schuldenfalle rutschen.»

In den vergangenen Jahren ist der Samichlaus in der Gunst der Kinder wieder mächtig gestiegen. «Letztes Jahr machten wir innert wenigen Tagen 1050 Hausbesuche, 180 Familien mussten wir leider absagen.» Dieses Jahr werden sie sich deshalb hauptsächlich auf Familien in der Stadt Zürich und aus benachbarten Gemeinden konzentrieren. Dölf Hitz’ Verhältnis zum Samichlaus war lange Zeit gar kein Gutes. «Ich habe schreckliche Erinnerungen», gibt der heute 72-Jährige zu. Sein Vater erzog den Nachwuchs nach der Bibel: Wer seine Kinder liebt, züchtigt sie. Der Sami­chlaus hat den kleinen Dölf im Pyjama und in den Finken in den Sack gesteckt und draussen in der dunklen Nacht in den Schnee geworfen. «Heute wird man vom Samichlaus nicht mehr bestraft, heute ist er der Freund der Kinder», sagt Dölf Hitz.

Vor Jahren lernte er im Urlaub zufällig den ehemaligen Präsidenten der St. Nikolausgesellschaft kennen. «Nach drei Grappa hat er mich überredet, mitzumachen.» So kam es, dass er selber ein Samichlaus wurde, ein lieber allerdings. Wie alle hat auch er seine Sporen als Schmutzli abverdient. Unzählige Mädchen und Buben hat er in den warmen Stuben besucht und ihnen in lebhafter Bildsprache erzählt, wie er im Waldhüsli lebt. Er las ihnen Geschichten vor und sie sagten ihm Versli auf. Wunderschöne Abende seien das gewesen. Nie vergessen wird er seine Besuche bei einem herzkranken Buben. «Er war eines dieser Kinder, die fest an den Samichlaus glauben und ihm ihre Probleme und Sorgen anvertrauen.» Eines Sommers, als es dem Buben immer schlechter ging, bat ihn die Mutter, noch einmal vorbeizukommen. Dölf Hitz wollte ihm diesen Wunsch erfüllen, holte das Kostüm und den Bart aus dem Lager und erschien an einem heissen Sommerabend in Vollmontur bei der Familie zu Hause. «Der Junge freute sich sehr, sah mich mit seinen grossen Augen an und streichelte meinen Bart.» Am nächsten Tag verstarb er.

Ein guter Samichlaus soll Kinder loben und tadeln, ihnen aufzeigen, was sie besonders toll machen und wo sie noch dazulernen können, aber er sollte sie nie blossstellen. «Wenn Kinder bettnässen oder am Daumen nuckeln, dann braucht man das nicht zu erwähnen.» Dölf Hitz weiss, dass viele Kinder ­etwas eingeschüchtert sind, wenn der ­Samichlaus plötzlich vor ihnen steht. «Wenn ein Kind weint, dann sollte man alles versuchen, um sein Vertrauen zu gewinnen, damit es am Schluss mit einem zur Tür kommt und sagt: Du Samichlaus, kommst du nächstes Jahr wieder?»

Kinder, deren Eltern sich keinen Samichlaus leisten können, dürfen mit ihm gratis telefonieren. Die Nummer ist vom 2. bis 5. Dezember von 17 bis 20 Uhr aufgeschaltet: 0800 24 52 87. Personen, die ehrenamtlich mitarbeiten wollen, melden sich unter praesident@samichlaus-zuerich.ch. Samichlaus-Bestellungen: www.samichlaus-zuerich.ch

(Besuche kosten 80 Franken).

 

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