Lifestyle
Vom Luxusschiff in die Spitalküche
Von: Ginger Hebel
Dank Nadine Malaizé kommen die Patienten im Waidspital in den Genuss feiner Desserts. In der Spitalküche stellt sie Hunderte Schoggimousse, Rouladen und Apfelstreuselkuchen her.
Nadine Malaizé ist nicht zu übersehen, wenn sie mit ihrer grossen weissen Kochmütze durch die Gänge des Waidspitals läuft. Die gebürtige Französin trägt sie mit Stolz, denn sie ist Patissière aus Leidenschaft. «Es war nicht geplant, dass ich im Spital lande», sagt Malaizé. Das Schicksal hat die 44-Jährige in die Schweiz verschlagen, der Liebe wegen ist sie geblieben. Seit sieben Jahren arbeitet sie als Patissière im Waidspital und verwöhnt die Patienten und das Personal mit ihren Desserts; mit Schokoladenmousse, Caramel-Passionsfrucht-Chantilly oder Himbeer-Quark-Auflauf. Nicht selten produziert sie 200 Tagesdesserts und ebenso viele Abenddesserts – süsse Versuchungen im Akkord.
Nadine Malaizé wusste schon immer, was sie will, nämlich Pâtissière werden. Sie wuchs im französischen Troyes auf, dort besassen ihre Grosseltern eine Patisserie. Nadine wurde sozusagen in der Backstube gross. «Frankreich hat eine ganz andere Dessertkultur als die Schweiz, zu jedem Essen gehört ein Dessert, und an den Wochenenden stehen die Leute für ein Eclair oder eine Tarte au citron Schlange. Wer in Frankreich Patissier ist, wird vergöttert.» Bevor Nadine Malaizé im Waidspital anfing, arbeitete sie im Fünfsternhotel Traube Tonbach im Schwarzwald. Sie hätte gute Chancen gehabt, Karriere zu machen, doch sie wollte die Welt sehen und heuerte auf dem Kreuzfahrtschiff Queen Elizabeth II. an. Sie fuhr zweimal um die ganze Welt und verführte die Passagiere mit Buttercremetorten und Dessertvariationen. «Das war aber kein Schokoladenjob, sondern ein Knochenjob», gesteht sie. Tag für Tag in der engen Bordküche, Zeitdruck, Zeitverschiebung und schwere Stürme. «Bei starkem Seegang mussten wir die Dessertteller mit Klarsichtfolie befestigen, damit sie nicht durch die Küche flogen», erinnert sich Nadine Malaizé.
Im Waidspital ist es ihr Anspruch, die Patienten kulinarisch zu verwöhnen, damit sie einen Grund zum Lächeln haben, obwohl sie im Spitalbett liegen. «Gutes Essen und feine Desserts beschleunigen die Genesung», ist sie überzeugt. Kreativ austoben wie damals im Sternerestaurant kann sie sich in der Spitalküche nicht. Oft fehle die Zeit, um alle Desserts für die vielen Patienten selber zu machen. «Manchmal müssen wir die Cremeschnitten einkaufen. Aber ich versuche, so vieles wie möglich selber herzustellen.» Auch in der öffentlichen Cafeteria kommt man in den Genuss ihrer Kreationen. Ihr Favorit: Schokoladenmousse mit Passionsfrucht und Kubebenpfeffer. «Ich mag die süssen, sauren und bitteren Komponenten, das gibt eine richtige Geschmacksexplosion im Mund.»
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