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Lifestyle

Von Katzen, Murmelis und blauen Vögeln

Von: Isabella Seemann

23. Juni 2015

Bücher: Das «Tagblatt» empfiehlt Kinderbücher von Zürcher Autoren, darunter eine märchenhaft schön illustrierte Novelle nach Gottfried Keller.

Jürg Lendenmann/Daniel Frick: «Globi im alten China», Febr. 2015, Globi-Verlag, 21.90 Franken.

Gé lu bi – so stellt sich Globi im neusten Band seinen Reisegefährten auf Chinesisch vor. Mit der 85. Geschichte feiert die Bücher­reihe ihren 80. Geburtstag. 1935 erschien das erste Globi-Buch: «Globis Weltreise». Nun geht der blaue Vogel wieder auf Wanderschaft, auf eine Zeitreise gar ins alte China. Das Abenteuer beginnt im Völkerkundemuseum. Er begutachtet edle Vasen, Terrakotta-Krieger und Wandbilder mit Drachen aus dem Reich der Mitte. Er staunt, träumt und landet schliesslich tief im Herzen Chinas, wo er am Wegesrand auf einen kleinen, weinenden Drachen trifft, der seine Mutter verloren hat. Auf ihrer Suche durchstreifen sie Bambuswälder, werden von einem Panda gerettet, überlisten einen Tiger, fliegen über die Chinesische Mauer, lernen Weisheiten von Laotse, und einmal flieht Globi sogar aus dem Kaiserpalast. Schliesslich findet der kleine Drache seine Mutter wieder. ­Damit historisch alles seine Richtigkeit hat, erhielten der Zeichner Daniel Frick und der Oerliker Verseschmied Jürg Lendenmann fachkundige Unterstützung vom Museum Rietberg. Ab 3 Jahren.

Doris Lecher: «Spiegel, das Kätzchen – Nach einer Novelle von Gottfried Keller», Nord-Süd-Verlag, Mai 2015, 22.90 Franken.

Gottfried Keller im Deutschunterricht zu lesen, kommt manchen Schülern wie chinesische Wasserfolter vor. Als die Zürcher Illustratorin Doris Lecher das Gejammer ihrer Kinder hörte, war sie entsetzt und nahm sich vor, Gottfried Keller mittels eines Bilderbuches zugänglicher zu machen. Just zum 125. Todestag des Zürcher Schriftstellers ist nun eine adaptierte und märchenhaft schön illustrierte Fassung seiner Novelle «Spiegel, das Kätzchen» in den Buchhandel gekommen. Spiegel, so genannt wegen seines glänzenden Pelzes, landet mit dem Tod seines Frauchens unvermittelt auf der Strasse. Der Hunger vertreibt Geist und Moral. Verwahrlost und mager trifft er auf den Seldwyler Stadthexenmeister Pineiss, der ihm das Paradies auf Erden verspricht. Doch nur ein zeitlich beschränktes, denn sobald der Kater feist genug ist, soll er dem bösen Zauberer als Suppenfett im magischen Gebräu dienen. Spiegel geht den Teufelspakt ein – und trinkt und speist alsbald wie ein Kaiser. Mit den saftigen Mäusen stellt sich auch wieder der scharfe Verstand des Katers ein, und er heckt einen Plan aus, dem sicheren Tod zu entgehen. Den Kopf bereits auf dem Schafott, lockt er den Hexenmeister mit 1000 goldenen Gülden und einer schönen, tüchtigen Hausfrau in die Falle. Das schöne Fräulein entpuppt sich in der Hochzeitsnacht als wüste Hexe, und da tröstet auch das reinste Gold nicht darüber hinweg. Doris Lecher hat Kellers Märchen neu erzählt und es so kunstreich illustriert, dass klar wird: Das hier ist kein Buch für Schüler. Sondern eine Geschichte für das ganze Leben. Ab 6 Jahren.

Heinz Lüthi/Patrick Mettler: «Murmelis grosser Flug», Baesch­lin-Verlag, Mai 2015, 29.80 Fr.

20 Jahre warteten Murmeli und sein gewitzter Grossvater darauf, endlich fliegen zu lernen. So lange nämlich schlummerte die Geschichte in der Schublade der ­Zürcher Cabaret-Rotstift-Legende Heinz Lüthi. Inspiriert vom Bergpanorama seines Bündner Refugiums im Val Lumnezia sowie vom Wunsch, eine Geschichte für seine Enkel zu erzählen, publizierte der im Seefeld aufgewachsene Lüthi das Abenteuer der Murmelis nun doch noch. In Patrick Mettler fand er einen Illustrator, der die Geschichte in seinem Sinne bebilderte: voller Poesie und Schalk. Endlich ist Frühling. Das Murmeli darf aus dem Bau, in dem es den ganzen Winter verschlief, und sich mit Kräutern und Blumen so richtig satt fressen. Aber es gilt auch einiges zu lernen: wie man Wache hält und bei Gefahr ordentlich pfeift beispielsweise. Da gibt es drum den bösen Adler aus dem Val Gronda. «Dem reisse ich mal eine Schwanzfeder aus», schimpft der Grossvater. «Aber du kannst doch gar nicht fliegen», lacht ihn Murmeli aus. «Noch nicht», antwortet Grossvater verschmitzt. Heimlich hat er sich einen Gleitschirm gebastelt, und bald nimmt er Murmeli mit auf einen unvergesslichen Flug. Ab 3 Jahren.

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