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Lifestyle

Ein Produkt, auf das die St. Galler zu Recht stolz sind: St. Galler Bratwurst von der Metzgerei Gemperli.Bild: Sacha Beuth

Was den St. Gallern Wurst ist - und was nicht.

Von: Sacha Beuth

09. April 2013

Das «Tagblatt» hat es sich zur Tradition gemacht, den jeweiligen Gastkanton des Sechseläutens vorzustellen. Dieses Jahr ist St. Gallen dran. Hier lesen Sie, was Land und Leute im Osten der Schweiz bewegt.

Manchmal scheinen die Spezialitäten einer Region auch den Charakter der Menschen, die dort leben, zu spiegeln. Wenn das auf den Kanton St. Gallen zutrifft, müssten die Adjektive dazu «bodenständig», «ehrlich», «währschaft» und «traditionsbewusst» lauten. So geht dem St. Galler nichts über seine St. Galler Bratwurst, ein Produkt, das schon seit dem Mittelalter hergestellt und gegessen wird. Mindestens 50 Prozent Kalbfleisch muss eine echte St. Galler enthalten, und sie sollte rund 110 Gramm schwer sein (die grosse Schwester, die Olma-Bratwurst, wiegt etwa 160 Gramm). Dazu gehört ein St. Galler Bürli, aber – ganz wichtig, wie alle Bewohner des Kantons bei jeder Gelegenheit betonen – kein Senf. Dieses Wunderding musste natürlich auch die sechsköpfige «Tagblatt»-Testcrew probieren, und darum haben wir uns eine St. Galler Bratwurst (in Olma-Grösse) bei der Metzgerei Gemperli an Schmiedgasse im Kantonshauptort besorgt. Und wir müssen nun ganz ehrlich zugeben: Sie schmeckt hervorragend. Manche hielten sie sogar besser als das Konkurrenzprodukt vom Sternen-Grill.

Auch einen Ratsherren-Schüblig haben wir uns bei Gemperli besorgt und ihn wie die Mehrzahl der St. Galler gebraten und nicht gekocht verzehrt. Ausgewogen in der Würze, die Haut weder zu dick noch zu dünn – perfekt. Gleiches gilt für den St. Galler Stumpen (eine Art Cervelat), während die Haut des St. Galler Pantli (ähnlich einem Landjäger) doch zu dick und zu zäh war. Grundsätzlich kann man aber sagen: Würste machen, das können die Grün-Weissen.

Lob verdient generell auch der Käse der Region, den wir uns im schmucken Geschäft der Chäslaube Kündig an der Webergasse holten. Vorneweg der Klosterkäse, ein milder und trotzdem aromatischer Klassiker, der bei allen Testpersonen gut ankam und im Nu verschlungen war. Ebenfalls grosser Beliebtheit erfreute sich der Bergfichtenkäse, während sich die Geister am rezenten, kräftigen Weisstannentaler Bergkäse schieden. Die einen schwärmten von seiner Würze, den anderen war er schlicht zu trocken. Der Toggenburger Spezial wurde nicht als etwas Spezielles, sondern eher als Durchschnittskäse bewertet. Dafür konnte der Mühlenstein trotz seines wenig appetitlichen grauschimmeligen Randes geschmacklich überzeugen. Als überraschend dezent kam der Toggenburger Roh­ess­speck daher, der ebenfalls bei Kündig angeboten wird. Hier hätten einige Testpersonen eine stärker geräucherte Variante bevorzugt, weshalb sie das Produkt als «langweilig» bezeichneten. Zum gleichen Resümee kamen alle Probanden leider beim Test des Pinot noir Buchberg 2010, Weingut am Steinig Tisch, Christoph Rutishauser. Obwohl wir uns nicht als Weinexperten, sondern höchstens als interessierte Weingeniesser bezeichnen wollen, können wir diesen Tropfen nur zum Kochen empfehlen. Und das bei einem Preis von rund 20 Franken pro Flasche! Dass es beim gleichen Produzenten auch Weine gibt, die uns entzücken, beweist der Sauvignon blanc Buchberg 2011, ein erfrischender, nach Holunderblüten und Stachelbeeren schmeckender Weisswein.

Trotzdem ist und bleibt St. Gallen eher eine Bier- als eine Weinregion. Ein besonders empfehlenswerter Gerstensaft ist das Klosterbräu der Brauerei Schützengarten, welches unter anderem bei Coop erhältlich ist. Aromatisch und währschaft brachte es die Biertrinker der Testfraktion ins Schwärmen.

Perfekt mit den Getränken, dem Käse und dem Fleisch harmonierte das bekannte St. Galler Ruchbrot vom Vögeli Beck an der Spisergasse. Selbst am Folgetag war es noch aussen kross und innen schön weich. Zum Abschluss wendeten wir uns dem Süssen zu. Hier gefiel vor allem der St. Galler Cake, eine Spezialität der ­Bäckerei Gschwend an der Goliathgasse. Ein wunderbar saftiges und nussiges Backkunstwerk. Bravo! Der Biberfladen vom Vögeli Beck war im Geschmack zwar intensiver, jedoch auch trockener als Konkurrenzprodukte der Detail­listen. Bleibt noch Schokolade in Form von St. Galler Spitzen der Confiserie Roggwiler an der Multer­gasse. Sowohl die mit dunkler Schokolade als auch die mit Milchschokolade überzogenen flachen Schoggi-Spezialitäten erreichten von Geschmack und Qualität her Sprüngli-Niveau. Allerdings gilt dies auch für den Preis (7 Franken das Duopack).

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