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Lifestyle

Weder Hund noch Vogel (Teil 1)

Von: Alex Rübel

30. Juli 2019

Bei uns im Masoala-Regenwald leben fünf Säugetierarten – und eine davon kann fliegen: der Rodrigues-Flughund. Wie alle Flughunde und Fledermäuse gehört er zur Gruppe der Fledertiere. Diese ist nach den ausgestorbenen Flugsauriern und den Vögeln erst die dritte Wirbeltiergruppe, welche die Voraussetzungen dafür entwickelt hat, sich (ohne technische Hilfsmittel) aktiv in die Luft zu erheben. Ihre Flugfähigkeit hat den meist sehr heimlich lebenden Fledertieren Zugang zu neuen Nischen ermöglicht. Mit über tausend Arten sind sie so zu einer evolutiv sehr erfolgreichen Säugergruppe geworden. Mit Ausnahme der Polgebiete sind Fledertiere auf der ganzen Welt zu Hause. Bei uns im Zoo lebt der Rodri­gues-Flughund wie erwähnt im Masoala-Regenwald. Zwar ist er nicht gerade ein waschechter Madagasse, aber eine Inselform «aus der Region».

Rodrigues-Flughunde kommen aktuell nur auf der rund 600 Kilometer östlich von Mauritius gelegenen Insel Rodrigues vor. Hier bewohnen sie tropische Küstenwälder. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde der Bestand der Rodrigues-Flughunde noch als «häufig» umschrieben. In den 1970er-Jahren trafen dann aber heftige Zyklone die Insel. Darauf brach der Bestand ein und wurde zuletzt auf nur noch etwa 70 Tiere geschätzt. Dies war der Anlass für den auf der Kanalinsel Jersey ansässigen Durell Wildlife Conservation Trust, ein Zuchtprogramm zu starten. Mit einer kleinen Anzahl Tiere aus der Restpopulation wurde eine Zoopopulation begründet. Heute umfasst diese über 900 Tiere in 44 Institutionen.

Flughunde aus Jersey

Eine dieser Institutionen sind wir. Kurz vor der Eröffnung des Masoala-Regenwalds im Jahr 2003 kamen 30 Rodrigues-Flughunde aus Jersey zu uns. Da ein gezielter Zugriff auf die Tiere in der grossen Halle – und damit eine nach genetischen ­Kriterien planbare Zucht – nicht möglich ist, wurde uns vom Zuchtprogramm die Rolle eines Reservebestands zugedacht: Wir erhielten nur Weibchen mit der Idee, dass bei Bedarf Tiere aus diesem Bestand in eine kontrollierte Zuchtsituation abgegeben und überzählige Weibchen aus andern Beständen übernommen werden könnten. Bisher wurde von diesen Möglichkeiten aber kein Gebrauch gemacht.

Bedrohung

Vom ursprünglichen Besatz sind heute noch 15 Tiere da, die nunmehr ein Alter von 16 bis 18 Jahren haben. Die Population auf Rodrigues erholte sich nach dem Einbruch in den 1970er-Jahren zusehends, zeigte aber durch die Einwirkung von Zyklonen immer wieder grosse Populationsschwankungen. 2016 wurde der Bestand auf etwa 20 000 Tiere geschätzt. Ein Problem bleibt der Rückgang der Waldfläche. Dieser tangiert die Nahrungsgrundlage der Tiere und mindert den Schutz vor den Auswirkungen von Zyklonen.
www.zoo.ch

 

 

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