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Lifestyle

Sylvie Kapp vom Tierkrematorium Dicentra mit einer Urne mit Pfötchenabdruck.

Zum Abschied ein Pfötchenabdruck

Von: Isabella Seemann

25. Oktober 2016

Tierbestattung: Wenn der vierbeinige Lebensbegleiter stirbt, wollen viele Tierhalter in Würde Abschied nehmen. Ein Besuch im Zürcher Kleintierkrematorium Dicentra.

Der Weg zu Stella führt in eine kleine Gartenanlage. Kerzen leuchten, es duftet nach Lavendel, ein Strauss frischer Rosen schmückt das Grab, Herzchen aus Porzellan und eine kleine Katze. Stella war auch eine Katze, und sie wird, so steht es auf dem Steinherz, «unvergessen» bleiben. In einer grossen Urne hat sie ihre letzte Ruhe gefunden. Rund 30 Kilometer von Zürich entfernt, in einem Gewerbegebiet von Rüti, betreiben Urs und Sylvie Kapp, zusammen mit acht Mitarbeitern, das Kleintierkrematorium Dicentra. Hier können Trauernde ihre verstorbenen Gefährten nicht nur den Flammen übergeben, sondern sie auch gleich noch bestatten, mit Grablichtern, Gestecken und Bällchen zum Spielen, natürlich aus Stein, für die Ewigkeit. 

Denn eines ist den verlassenen Herrchen oder Frauchen sehr wichtig: dass ihr Tier nicht weggeworfen wird. In Stille Abschied nehmen «Für viele Tierhalter, insbesondere für Städter, ist es schlichtweg undenkbar, ihr geliebtes Tier, das sie jahrelang durchs Leben begleitete, nach dem Tod in die Tierkadaverstelle zu geben, wo es zu Tiermehl verarbeitet wird», sagt Urs Kapp, der vor seiner Gründung von Dicentra Betriebsleiter des Humankrematoriums in Rüti war. Die vielen Anfragen, ob dort auch Tiere kremiert werden könnten, bewogen ihn schliesslich, das Kleintierkrematorium zu gründen. Wie gross der Bedarf für die Dienstleistung ist, die er anbietet, zeigt sich daran, dass er nun erwägt, einen zweiten Verbrennungsofen in Betrieb zu nehmen.

Rund 25 Tiere übergibt er täglich dem Feuer, vom Hamster über Leguane bis zum Pony, meist jedoch Katzen und Hunde. Ein nummerierter Schamottstein, der bei einer Einzelkremation beigelegt wird, sorgt dafür, dass es zu keiner Verwechslung kommt. Notfalls ist Urs Kapp 24 Stunden erreichbar und holt ein verstorbenes Tier zu jeder Tages- und Nachtzeit zu Hause ab. Oft werden die Tiere aber direkt vom Tierarzt oder Tierspital überreicht. Wer seinen toten Liebling selbst vorbeibringt, hat vor der Einäscherung Gelegenheit zu einem Trauergespräch. Zum Abschiednehmen steht ein Raum der Stille bereit. Auf den Tischen liegen Schachteln mit Papiertaschentüchern. Es fliessen viele Tränen. «Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist die Trauerbegleitung», sagt Sylvie Kapp. «Wir helfen unseren Kunden, einen Abschluss zu finden.» Am Ende erhalten sie die Asche ihres Vierbeiners in einer Urne überreicht.

Die Kapps halten Hunderte unterschiedlicher Modelle bereit – in Ton, Keramik oder Holz, als Dekorgefäss mit Pfotenabdruck oder als Kerzenhalter. Möglich ist aber auch die preisgünstige «Sammeleinäscherung» mit anschliessender Beisetzung im firmeneigenen Papillongarten. Dass die Kunden die respekt- und würdevolle Behandlung ihres verstorbenen Tiers zu schätzen wissen, bezeugen Briefe, Karten und Fotos, die zu Dutzenden die Büroräume von Dicentra schmücken. Ein Haustier ist eben viel mehr als ein Haustier.  

www.dicentra.ch

 

 

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