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Einer der aufgemotzen Boliden der Autoposer, der am vorletzten Freitag bei einer Grosskontrolle in Zürich sichergestellt wurde. Bild: Twitter/Stadtpolizei Zürich

Ärger um Autoposer

Von: Sacha Beuth

30. Juli 2020

Sie sind der Horror für jeden lärmgeplagten Mitbürger: Die Autoposer. Um ein Höchstmass an Aufmerksamkeit für ihre getunten Fahrzeuge (und sich) zu erhalten, suchen sie Örtlichkeiten mit viel Publikum auf und lassen dort ihre Auspuffanlagen knallen, die Reifen quietschen und die Motoren aufheulen. In Zürich zählen nach Angaben der Stadtpolizei die Flaniermeilen rund um das Seebecken zu den beliebtesten Tummelfeldern der Szene. Dort wie an anderen betroffenen Stellen sind die Anwohner entsprechend genervt. Und wie Medienberichte zeigen, nimmt der Ärger zu. Was gemäss Marc Surber von der Stadtpolizei aber nicht zwingend mit einer Zunahme von Autoposing-Vorfällen zu tun haben muss. «Aber während der Lockdownphase fielen die Poser mehr auf, da es weniger Verkehr auf der Strasse hatte.»

Unabhängig davon, ob die Vorfälle zunehmen oder nicht, wollen die Gesetzeshüter dem Treiben natürlich Einhalt gebieten und führen periodisch immer wieder Grosskontrollen durch. So auch am vorletzten Freitag, als Mitarbeiter der Stadtpolizei Zürich und des kantonalen Strassenverkehrsamts verdächtige Fahrzeuge anhielten und über ein Dutzend Autos auf deren gesetzeskonformen Betrieb näher überprüften. Dabei wurden 5 Autofahrer angezeigt und deren Fahrzeuge sichergestellt.

Film als Beweis unzulässig

Die Zahl scheint bescheiden. «Das Problem ist, dass es oft fahrzeugtechnisch nichts zu beanstanden gibt», erklärt Marc Surber. «Sind Abänderungen wie andere Felgen oder Räder, das Anbringen von Spoilerlippen oder eine Spurverbreiterung typengerecht und vom Strassenverkehrsamt bewilligt, dann können wir keine Busse ausstellen.» Hinzu käme, dass gewisse Fahrzeuge einen Sportmodus besitzen, der in der Regel lautere Motorengeräusche erzeugt als der Normalmodus. «Das ist aber für Fahrzeuge der Kategorie Sport oder Supersport vom Gesetz her erlaubt», so Surber.

In Fällen, in denen Automobilisten die Motoren unnötig aufheulen lassen oder der Start mit quietschenden Reifen erfolgt, muss die Polizei den Übeltäter in flagranti erwischen. Für eine einzelne Privatperson ist es eher schwer zu erreichen, dass ein fehlbarer Automobilist deswegen gebüsst wird. Vor allem, wenn weitere Zeugen fehlen. Ausserdem warnt Stadtricher Jörg Ganster davor, den Delinquenten zwecks Beweis zu filmen. «Laut Bundesgericht sind von Privatpersonen heimlich erfolgte Filmaufnahmen nur zur Aufklärung einer schweren Straftat als Beweismittel zulässig». Selbst wenn nicht zugelassene Abänderungen am Fahrzeug nachgewiesen werden können, führt dies laut Surber nicht zwingend zu einer Stilllegung des Autos sondern meist nur zu einer Busse «solange sicherheits- und lautstärkentechnische Aspekte nicht beeinträchtigt sind». Diese Bussen können es aber in sich haben. «Das Verursachen von vermeidbarem Lärm wird in der Regel mit einer Busse ab 150 Franken geahndet, kann in Kombination mit anderen Übertretungen aber auch mehrere 1000 Franken betragen», so Ganster.

Bei der Verfolgung der Szene gibt es noch ein weiteres Problem: Zwar sind der Polizei gängige Treffpunkte der Autoposer wie das Tankstellenareal Mythenquai oder der Bahnhof Altstetten bekannt. Doch die Szene verlagert sich ständig und so wird die Verfolgung zu einem immerwährenden Katz-und-Maus-Spiel.

Was ist Ihre Meinung zum Thema: echo@tagblattzuerich.ch

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Leserkommentare

Peter Egloff - Das ganze wäre nur halb so schlimm, wären die Poser während des Tages unterwegs. Leider fängt oft der Posers beliebteste Zeit ab 22.00 Uhr an und dauert bis spät in die Nacht, so dass auch bei geschlossenem Fenster an Schlaf nicht zu denken ist.

Vor 3 Jahren 8 Monaten  · 
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Markus Hornung - Endlich wird etwas gegen die Autoposer (die überlauten Motorräder, von denen es auch reichlich gibt, sind ebenfalls angesprochen) gemacht! Ich kann nicht verstehen, warum das Gesetz hier so lasch ist und die unsinnig lärmenden Karren nicht aus dem Verkehr
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Vor 3 Jahren 8 Monaten  · 
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