mobile Navigation

News

An die Street-Parade gehen und mit HIV wieder nach Hause? Die Gefahr besteht. Bilder: PD

Aidsgefahr an der Technoparty

Von: Clarissa Rohrbach

06. August 2013

Wegen Alkohol und Drogen haben Besucher der Street Parade öfter ungeschützten Sex. Die Aids-Hilfe Schweiz zählt mehr HIV-Tests nach der Party.

Schweisstropfen laufen über die nackten Oberkörper der Männer, die Brüste der Frauen wippen ihnen im Takt des Basses entgegen. Die Stimmung ist ausgelassen, Pillen werden eingeworfen. Mit dem Alkoholpegel steigt auch die Lust. In der Hemmungslosigkeit treffen sich die Blicke, und schon gehen die Besucher ein Sex-Abenteuer ein. Von dem es allerdings ein böses Erwachen geben kann, wenn es schlimm kommt, mit einer HIV-Infektion.

«In einer Ausnahmesituation wie der Street-Parade, an der Alkohol und Drogen konsumiert werden, kann die Selbstkontrolle beim Schutzverhalten leichter wegfallen», sagt Harry Witzthum, Sprecher der Aids-Hilfe Schweiz. Normalerweise schützten sich 80 Prozent der Jugendlichen bei sexuellen Gelegenheitskontakten konsequent mit dem Präservativ. Doch mit dem Konsum von Substanzen und der euphorisierenden Musik kann die Schutzintention geschwächt werden. Besucher würden leichter ein Risiko eingehen und auf Toiletten oder an einem abgeschotteten Ort im Freien Sex ohne Kondom haben. Danach bereuen sie ihr Verhalten und sorgen sich um ihre Gesundheit. «Wir verzeichnen nach der Street-Parade oder einem ähnlichen Grossanlass mehr HIV-Tests.» Die Aids-Hilfe Schweiz weist deswegen während der Party auf Kondome als Schutzmethode hin und verteilt diese.

«Schütze nicht nur deine Ohren ...» steht auf den Ohrenstöpseln, die Medica verteilt. Das Labor, das anonyme HIV-Tests ohne Voranmeldung anbietet, ist seit vier Jahren der Hauptsponsor der Street-Parade. Doch Gründer Franz Käppeli sieht im Anlass nicht eine Gelegenheit, um mehr Drop-in-Tests zu verkaufen: «Wir haben nichts davon, es kommen nicht spürbar mehr Leute zu uns.» Er räumt aber ein, dass ungeschützter Sex die grösste Gefahr bei der Street-Parade sei. «Es ist eine Tragödie, ein Nebeneffekt des Alkoholkonsums. Mit der Ausgelassenheit wird die Hemmschwelle herabgesetzt.» Er wolle kein Spielverderber sein, sondern nur auf das Risiko hinweisen und den Leuten die Hemmungen nehmen, sich testen zu lassen. «Ich finde den Anlass wunderbar, deswegen bin ich als Hauptsponsor eingesprungen, es ist nur schade, dass er zu Exzessen führt.»

Stefan Epli, Sprecher der Street-Parade, sieht keine konkrete Gefahr vor HIV-Ansteckungen beim Anlass. «Ich glaube nicht, dass es vermehrt zu Sex kommt.» Für die Organisatoren sei Prävention seit Jahren ein zentraler Punkt, dabei gehe es aber hauptsächlich um Alkohol und Drogen. «Natürlich senden wir auch die Botschaft, man solle sich vor HIV schützen, aber dies nur weil die Street-Parade, wie jede grosse Party, eine gute Plattform bietet, um junge Menschen zu erreichen.» 

Wie Behinderte an der Street Parade feiern wollen, lesen Sie hier.

Und wie Sie sich am besten für die Party schminken, lesen Sie hier.

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare