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Baulärm statt Sommerruhe
Von: Ginger Hebel
Grossbaustelle: Die bald 100-jährige Bederbrücke in der Enge wird abgebrochen und ersetzt. Während der Sommerschulferien arbeiten Bauteams rund um die Uhr. Anwohner, die den Sommer in Zürich verbringen, leiden unter Lärm und Staub. An den Wochenenden ist die Brücke gesperrt, auch der Zugverkehr wird teilweise eingestellt.
Fussgänger drängen sich auf dem schmalen Weg über die Bederbrücke aneinander vorbei. Schaulustige bleiben stehen und blicken auf das klaffende Loch. 50 Personen arbeiten auf der Grossbaustelle. Hinzukommen Mitarbeitende der Bauleitung und Planung, das Sicherheitspersonal und die Kunden- und Verkehrslenker. Bis zum Ende der Sommerschulferien am 22. August arbeiten sie rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche im Dreischichtbetrieb am Abbruch der alten Brücke und am Neubau. «Die grösste Herausforderung ist es, inmitten eines verkehrstechnischen Hotspots zu bauen und dabei den Verkehr über und unter der Brücke nur dann zu beeinträchtigen, wenn dies unumgänglich ist», sagt SBB-Gesamtprojektleiter Peter Gebhart.
An den kommenden Sommerwochenenden ist die Bederbrücke für Strassen-, Fussgänger- und Veloverkehr gesperrt. Anstelle der Trams verkehren Ersatzbusse über die Brücke.
Einsatz rund um die Uhr
Der Verkehr rollt während dieser Zeit provisorisch über den bereits erstellten ersten Brückenteil. Tagblatt»-Leser Lars Stocher überquert die Brücke täglich auf seinem Arbeitsweg. «Als Autofahrer muss man sich sehr konzentrieren und auf die Verkehrsführung achten. Man sieht überall rot-weisse Abschrankungen, abends gibts hier oft ein Verkehrspuff.» Eine Baustelle, welche alle Verkehrsteilnehmenden tangiert, benötigt gemäss Projektleiter Peter Gebhart eine detaillierte Planung. «Die Bauarbeiten sind in einem stundenscharfen Terminprogramm geplant, das zwingend eingehalten werden muss, damit die neue Brücke frühmorgens am Montag, 23. August, für den Verkehr geöffnet werden kann und der Trambetrieb wieder über die Bederbrücke erfolgen kann.» Die Unwetter der vergangenen Woche hätten keine Auswirkungen auf die Bauarbeiten. «Wir sind auf Kurs. Aber natürlich ist es nicht ideal, draussen im Dauerregen zu arbeiten. Ein grosses Dankeschön geht daher an die Personen, die zu jeder Tag- und Nachtzeit und bei jedem Wetter vollen Einsatz leisten», sagt Peter Gebhart.
Auch bei Personen, die im Enge-Quartier leben, löst dies Bewunderung aus. Aber nicht nur. Lisa Frick und Emilia Donner sind von den Bauarbeiten direkt betroffen. Sie verbringen den Sommer in Zürich und hätten sich Ruhe gewünscht. «Die Bauarbeiten sind teilweise sehr lärmintensiv. Zudem haben wir Staub in der Wohnung.» Das Tiefbauamt Stadt Zürich erklärt auf Anfrage, dass es wegen der Ferienzeit weniger Verkehr in der Stadt habe und daher immer solche Zeiten für intensive Bauarbeiten mit Sperrungen eingeplant würden.
Die Brücke beim Bahnhof Enge wurde 1923 erbaut und ist für den Zürcher Stadtverkehr von zentraler Bedeutung. Sie wird um sechs Meter verbreitert. «Dadurch können wir die VBZ-Haltestellen hindernisfrei gestalten und einen durchgängigen Velostreifen markieren», erklärt Evelyne Richiger vom Tiefbauamt.
Das Projekt (32 Millionen Franken) wird von der SBB in enger Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt Stadt Zürich durchgeführt. Die Arbeiten dauern bis Frühling 2022. Für die SBB als Eigentümerin der Brücke sei es wichtig, dass die alte durch eine neue ersetzt wird. Nur so könne der Verkehr auch künftig sicher über und unter der Brücke verlaufen. Aufgrund der Montage der Brückenträger wird der Bahnverkehr im Bahnhof Enge dieses Wochenende (23. bis 25. Juli) eingestellt.
Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch
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